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Verbreitungsgebiete der potenziell krankheitsübertragenden Insekten in vier Bundesländern untersucht
Forschende der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt haben erstmalig die räumlichen Verbreitungsmuster von Kriebelmücken in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen modelliert. In der im renommierten Fachjournal „Science of the Total Environment“ erschienenen Studie zeigt das Forschungsteam, dass in Deutschland Kriebelmücken in drei Gruppen eingeteilt werden können, die sich in ihren Verbreitungsmustern und ökologischen Ansprüchen unterscheiden. Die Forschenden warnen davor, dass insbesondere die medizinisch relevanten Arten durch den voranschreitenden globalen Klima- und Landnutzungswandel vermehrt auftreten könnten.
FRANKFURT. Sie
sind nur zwei bis sechs Millimeter groß, ihr Aussehen ähnelt dem harmloser
Stubenfliegen, doch ihre Stiche sind sehr unangenehm: Kriebelmücken
(Simuliidae). Die flugfähigen und überwiegend schwarzen Insekten gehören zu den
„Poolsaugern“: Weibliche Tiere raspeln mit scharfen „Zähnchen“ die Haut des
Wirts auf und nehmen anschließend den sich dort bildenden Blutstropfen zu sich.
„Durch die von den Mücken in die Wunde eingetragenen gerinnungshemmenden und
betäubenden Substanzen können die Stiche schwerwiegende allergische Reaktionen
auslösen, oder es kann zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen“, erklärt
Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima
Forschungszentrum, der Goethe-Universität Frankfurt, dem LOEWE-Zentrum für
Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und dem Fraunhofer IME Gießen und
fährt fort: „Kriebelmücken sind zudem vektorkompetent, also in der Lage, durch
ihren Stich Infektionskrankheiten auslösende Erreger zu übertragen.“ Der
bekannteste durch Kriebelmücken übertragene Erreger ist der auf dem
afrikanischen Kontinent heimische Nematode Onchocerca volvulus, welcher die
sogenannte Onchozerkose („Flussblindheit“) auslösen kann. Nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation erlitten durch die Krankheit weltweit bereits über
1,15 Millionen Menschen einen Sehverlust.
Erstautorin Sarah Cunze von der Goethe-Universität Frankfurt erläutert: „Etwa 98 Prozent der insgesamt 2000 auf allen Kontinenten – mit Ausnahme der Antarktis – vorkommenden Kriebelmückenarten ernähren sich von Blut. Dies ist für die Entwicklung ihrer Eier unerlässlich. In Deutschland wurden bisher 57 Kriebelmückenarten beschrieben. Anhand von 1.526 Datensätzen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen haben wir die zwölf häufigsten dort heimischen Arten in drei biogeografische Gruppen unterteilt: Arten, die an Gewässeroberläufen leben, über verschiedene Landschaften weit verbreitete Arten und Tieflandarten.“
Für die drei Gruppen sagen die Forschenden in ihrer
aktuellen Studie unterschiedliche Populationsentwicklungstrends unter dem
voranschreitenden globalen Klima- und Landnutzungswandel voraus: Die Gruppe der
Arten mit einem Verbreitungsschwerpunkt in den Gewässeroberläufen wird aufgrund
steigender Temperaturen und zunehmender chemischer Belastung der Gewässer als
potentiell gefährdet eingeschätzt. Arten der dritten Gruppe hingegen, zu denen
insbesondere auch veterinär- und humanmedizinisch relevante Kriebelmückenarten
zählen, zeichnen sich durch breitere Nischen und somit eine höhere Toleranz
gegenüber anthropogenen Veränderungen aus. Diese Arten könnten durch den
anthropogenen Wandel gefördert werden und ausgehend von ihrem bisherigen
Verbreitungsschwerpunkt in größeren Flüssen des Tieflandes in Zukunft häufiger
auftreten. Medizinisch relevante Arten zeichnen sich durch ein besonders
aggressives Stechverhalten gegenüber Säugetieren und Menschen aus und treten
häufig in sehr hoher Zahl auf. „Nachbarländer wie beispielsweise Polen
reagieren auf dieses Massenauftreten, welches durch einen synchronisierten
Schlupf der aquatisch lebenden Larven gefördert wird, damit, dass Vieh in
Gebieten mit bekanntermaßen hohem Vorkommen während der betreffenden Zeiträume
nur im Stall gehalten oder nur nachts auf die Weide gelassen wird. Zukünftige
höhere Temperaturen könnten zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr
Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von
Kriebelmücken führen“, fügt Cunze hinzu.
In weiteren Arbeiten möchte das Team seine Ergebnisse mit
empirischen Tests untermauern sowie durch Labortests klären, inwieweit
Simuliiden-Arten in der Lage sind, bestimmte Infektionskrankheiten auslösende
Erreger unter den derzeit in Europa herrschenden Bedingungen zu übertragen.
„Die aus den Ergebnissen unserer Studie abgeleiteten Entwicklungstrends für die
medizinisch relevanten Kriebelmückenarten sind ein Beispiel dafür, wie
vektorübertragene Infektionskrankheiten durch den globalen Wandel gefördert
werden können. Unsere Modellierungsansätze und -ergebnisse helfen uns dabei,
Monitoring und Maßnahmenprogramme für vektorkompetente Arten effizient zu
gestalten und Vorhersagen über zukünftige Entwicklungen abzuleiten“, fasst
Klimpel zusammen.
Publikation:
Sarah Cunze, Jonas Jourdan, Sven Klimpel
(2024): Ecologically and medically important black flies of the genus Simulium:
Identification of biogeographical groups according to similar larval niches,
Science of The Total Environment, Volume 917, 2024, 170454, https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2
024.170454
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/149310328
Bildtext:
(Bild
1)
Die
Art Simulium ornatum gehört zu den veterinär- und humanmedizinisch relevanten
Kriebelmücken. Foto: Dorian Dörge
(Bild
2)
Kriebelmücken
leben semiaquatisch: Im Ei-, Larven- und – wie hier zu sehen – im Puppenstadium
sind sie auf Fließgewässer angewiesen. Foto: Dorian Dörge
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sven Klimpel
Senckenberg
Biodiversität und Klima Forschungszentrum Goethe-Universität Frankfurt
Tel.
069 798 42237
sven.klimpel@senckenberg.de
Physiker der Goethe-Universität finden neue Lösung für Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie
Würde
es Gravasterne tatsächlich geben, sähen sie für einen weit entfernten
Beobachter ähnlich aus wie Schwarze Löcher. Zwei theoretische Physiker der
Goethe-Universität Frankfurt haben jetzt eine neue Lösung der Allgemeinen
Relativitätstheorie Albert Einsteins gefunden, derzufolge Gravasterne aufgebaut
sein könnten wie eine russische Matrjoschka-Puppe: Im Inneren eines Gravasterns
befände sich sein weiterer Gravastern.
FRANKFURT. Das Innere Schwarzer Löcher ist für die Wissenschaft eine harte Nuss: Der deutsche Physiker Karl Schwarzschild fand 1916 eine Lösung für die Gleichungen Albert Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie, derzufolge sich im Zentrum eines schwarzen Lochs eine sogenannte Singularität befindet, ein Punkt, an dem Raum und Zeit nicht mehr existieren. Alle physikalischen Gesetze, also auch Einsteins allgemeine Relativitätstheorie, habe dort keine Gültigkeit mehr, das Prinzip der Kausalität ist aufgehoben. Das ist ein großes Ärgernis für die Wissenschaft, denn jenseits des sogenannten Ereignishorizonts können keine Informationen aus einem Schwarzen Loch nach außen dringen. Wohl auch aus diesem Grund fand Schwarzschilds Lösung lange Zeit außerhalb der Theorie keine größere Beachtung, bis 1971 der erste Kandidat für ein Schwarzes Loch entdeckt, in den 2000er-Jahren das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße nachgewiesen und schließlich 2019 das erste Bild eines Schwarzen Lochs durch die Event Horizon Telescope Collaboration veröffentlicht wurde.
2001 schlugen die beiden Wissenschaftler Pawel Mazur und Emil
Mottola eine andere Lösung für Einsteins Feldgleichungen vor, die zu Objekten
führten, die sie Gravasterne nannten. Im Gegensatz zu Schwarzen Löchern haben
Gravasterne aus Sicht der theoretischen Astrophysik mehrere Vorteile: Einerseits
sind sie sind nahezu so kompakt wie Schwarze Löcher und besitzen ebenso wie
diese an ihrer Oberfläche eine Gravitationskraft, die praktisch so stark ist
wie die eines Schwarzen Lochs, sodass ihr nicht einmal Licht entkommen kann. Allerdings
haben sie keine Grenze, innerhalb der keine Art von Information nach außen
dringen kann, den so genannten Ereignishorizont, und in ihrem Inneren gibt es
keine Singularität. Vielmehr besitzen Gravasterne einen Kern aus exotischer –
dunkler – Energie, die den Gegendruck zur ungeheuren Gravitationskraft hält,
die den Stern zusammenpresst. Die Oberfläche von Gravasternen bildet eine hauchdünne
Haut aus gewöhnlicher Materie, deren Dicke gegen Null geht.
Die beiden theoretischen Physiker Daniel Jampolski und Prof.
Luciano Rezzolla haben jetzt eine Lösung der Feldgleichungen der Allgemeinen
Relativitätstheorie vorgestellt, die einen Gravastern im Innern eines weiteren Gravasterns
beschreibt. Diesem – hypothetischen – Himmelsobjekt haben sie den Namen
„Nestar“ gegeben (von englisch nested = verschachtelt).
Daniel Jampolski, der die Lösung in seiner durch Prof. Luciano
Rezzolla betreuten Bachelorarbeit fand, meint: „Der Nestar ist wie eine
russische Matrjoschka, und unsere Lösung der Feldgleichungen lässt auch eine
ganze Reihe von ineinander geschachtelten Gravasternen zu.“ Während der
Gravastern nach Mazur und Mottola eine nahezu unendlich dünne Haut aus normaler
Materie habe, hat der Nestar eine etwas dickere Materiehülle: „Man kann sich
etwas leichter vorstellen, dass es so etwas geben könnte.“
Luciano Rezzolla, Professor für theoretische Astrophysik an der Goethe-Universität,
erläutert: „Es ist toll, dass es auch 100 Jahre nach Schwarzschilds erster
Lösung der Einstein'schen Feldgleichungen aus der allgemeinen
Relativitätstheorie noch möglich ist, neue Lösungen zu finden. Das ist ein
bisschen so, wie wenn man in einer vermeintlich erschöpften Mine auf eine
Goldader stößt. Leider haben wir noch keine Vorstellung davon, wie solch ein
Gravastern entstehen könnte. Doch selbst wenn Nestare nicht existieren sollten,
hilft uns die Erforschung der mathematischen Eigenschaften dieser Lösungen
letztlich dabei, Schwarze Löcher besser zu verstehen.“
Publikation:
Daniel Jampolski, Luciano Rezzolla: Nested solutions of gravitational
condensate stars. Classical Quantum Gravity (2023) https://doi.org/10.1088/1361-6382/ad2317
Hintergrundinformation: Ligo entdeckte
Gravitationswellen von Schwarzen Löchern, nicht von Gravasternen (2016)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/entdeckte-ligo-schwarze-loecher-oder-gravasterne/
Bild zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/149345988
Bildtext: Ein Gravastern könnte
wie eine Matrjoschka-Puppe aussehen. Dies fanden Physiker der
Goethe-Universität Frankfurt heraus. Bild: Daniel Jampolski und Luciano
Rezzolla, Goethe-Universität
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Für die stark nachgefragte Tagung am Sigmund-Freud-Institut ist nur noch Onlineteilnahme möglich
FRANKFURT. Der Überfall der Terror-Organisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf
Israel und seine Folgen, Krieg und Krisen in Zusammenhang mit dem
Israel-Palästina-Konflikt, der neu aufflammende und zugleich alte
Antisemitismus weltweit: Sie stehen im Mittelpunkt einer Tagung, zu der das
Sigmund-Freud-Institut, das Frankfurter Psychoanalytisches Institut und die
Forschungsinitiative ConTrust gemeinsam einladen. Die Tagung „Zu den Krisen in
Israel, zum Israel-Palästina-Konflikt und zeitgenössischen Formen des
Antisemitismus“ findet statt am
sowie
online auf der Plattform Zoom
Die Vortragenden werden die
konfliktreiche Thematik aus sozialpsychologisch-psychoanalytischer Perspektive
betrachten und analysieren. Aufgrund der starken Nachfrage ist die Teilnahme
bei Neuanmeldung nur noch online möglich.
Zum Programm: Der Psychiater Dr.
Eran Rolnik von der Universität Tel Aviv wird „Zeitgemäßes über
Demokratie, politische Zäsur und Antisemitismus“ vortragen. Während
Gerechtigkeit, Freiheit, Menschenwürde, Gewaltenteilung und Minderheitenrechte
grundlegende Werte jeder Demokratie seien, könne man die psychischen und
psychosozialen Voraussetzungen dafür keineswegs als selbstverständlich gegeben
erachten. Die niedergelassene Psychologin und Psychoanalytikerin Shirin
Atili aus Esslingen spricht zum Thema „Die fehlende Freiheit für die
Palästinenser:innen und ihre Folgen“ und schildert die Situation der
Palästinenserinnen und Palästinenser in Deutschland und Israel.
Über „Sackgassen des Absoluten
oder warum der Israel-Palästina-Konflikt so grausam ist“ spricht der
Wissenschaftshistoriker Prof. José Brunner, ebenfalls Universität
Tel Aviv. Sein Beitrag erklärt die seit Jahrzehnten eskalierende Gewalt durch
anhaltende narzisstische Verstrickungen, die zum beiderseitigen Verharren in
absoluten Anspruchshaltungen führen. Zur wachsenden Grausamkeit und
Unlösbarkeit des Konflikts habe die Vermischung mit religiösen und fundamentalistischen
Positionen beigetragen. Dr. Kurt Grünberg, Psychoanalytiker und
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sigmund-Freud-Institut, behandelt das Thema
„Leidenschaft und Leiden. Zum Antisemitismus vor und nach dem 7. Oktober 2023“.
Ihm geht es dabei im Besonderen um das Versagen jener wissenschaftlichen, auch
feministischen oder psychoanalytischen Kontexte, die aus seiner Sicht den
Zivilisationsbruch verleugneten und sich vom Antisemitismus anstecken ließen.
Es begrüßen und moderieren
Prof. Vera King (Goethe-Universität und Geschäftsführende Direktorin des
Sigmund-Freud-Instituts), Željko Čunovic (Frankfurter
Psychoanalytisches Institut FPI), Prof. Rainer Forst (Goethe-Universität,
Forschungsinitiative ConTrust), Prof. Patrick Meurs (Sigmund-Freud-Institut und
Universität Kassel), die Psychoanalytikerin Christiane Schrader (FPI) sowie
Prof. Heinz Weiß (Leiter des medizinischen Bereichs am Sigmund-Freud-Institut).
Anmeldung bitte über diesen
Link.
Der Zoom-Link zur Tagung wird dann in der Bestätigungsmail
mitgeteilt.
Das Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/149297191
Information:
Prof. Dr. Vera King
Professur für Soziologie und Psychoanalytische Sozialpsychologie
Goethe-Universität Frankfurt
E-Mail king@soz.uni-frankfurt.de
https://www.fb03.uni-frankfurt.de/148588723.pdf
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
„Buber-Rosenzweig-Vorlesung für jüdische Geistesgeschichte und Philosophie“: Historikerin Karma Ben Johanan spricht zum Thema Antisemitismus
FRANKFURT. Warum ist Antisemitismus global verbreitet, weshalb tritt er in unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Bereichen vehement auf, und was genau ist unter ihm zu verstehen? Diese Fragen werden nicht erst seit dem 7. Oktober intensiv diskutiert. Die Rolle christlicher Weltbilder ist dabei in den Hintergrund getreten – zu Unrecht, meint die renommierte israelische Historikerin Dr. Karma Ben Johanan. Ihre Forschungen widmet sie religiösen Motiven des Christentums, die in kollektiven Mentalitäten fortwirken und auch zeitgenössische säkulare Denkmuster des Antisemitismus prägen.
Über die Zusammenhänge zwischen ambivalenten christlichen
Einstellungen gegenüber Jüd*innen und dem Judentum und gegenwärtigen
Erscheinungsformen des Antisemitismus spricht Karma Ben Johanan
am
Donnerstag, dem 15. Februar 2024, um 18.15 Uhr
in ihrem Vortrag
Christian Ambivalence and the Current Antisemitism
Debate
im
Casino-Gebäude 1.801 auf dem Campus Westend der Goethe-Universität.
Dabei geht Karma Ben Johanan der Frage nach, ob die
zeitgenössischen Debatten nicht auch als neue Formen traditioneller
innerchristlicher Spannungen verstanden werden können, die sich auf jüdische
Schriften, Geschichte und Kulturen in westlichen Gesellschaften nach 1945
beziehen.
Die Historikerin Dr. Ben Johanan forscht und lehrt am Department
of Comparative Religion der Hebräischen Universität Jerusalem. Von 2019 bis
2022 hatte sie eine Professur für jüdisch-christliche Beziehungen an der
Theologischen Fakultät der Humboldt Universität zu Berlin inne. Ihr Buch Jacob's
Younger Brother: Christian-Jewish Relations after Vatican II erschien 2022
in englischer Sprache. Sie gewann zahlreiche Preise, darunter den renommierten
Dan David Preis (2023).
Der Vortrag wird veranstaltet von der Martin Buber-Professur für
jüdische Religionsphilosophie und dem Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische
Geistes- und Kulturgeschichte am Fachbereich Evangelische Theologie. „Das Thema
des Vortrags könnte nicht aktueller und bedrängender sein“, erklärt Prof.
Christian Wiese, Direktor des Buber-Rosenzweig-Instituts. „Deshalb freuen wir
uns, mit Dr. Karma Ben Johanan eine hervorragende Forscherin gewonnen zu haben,
die sich innovativ mit den komplexen Beziehungen zwischen den jahrhundertealten
Traditionen der christlichen Ambivalenz gegenüber dem Judentum
auseinandersetzt, mit Traditionen des christlichen Antisemitismus und anderen
Quellen und Formen des Antisemitismus in der Gegenwart.“
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. Eine Anmeldung
(unter kramberger@em.uni-frankfurt.de) ist
erwünscht, wird aber für die Teilnahme nicht vorausgesetzt.
Anmeldung:
Eva
Kramberger
Fachbereich
Evangelische Theologie
kramberger@em.uni-frankfurt.de
Weitere Informationen:
https://buber-rosenzweig-institut.de/events/einzelveranstaltung/buber-rosenzweig-vorlesung-fuer-juedische-geistesgeschichte-und-philosophie-2/
Dr.
Judith Müller
Buber-Rosenzweig-Institut
jud.mueller@em.uni-frankfurt.de
Arztsöhne werden zu Ärzte, Arbeiter wählen SPD: „Forschung Frankfurt“ blickt auf die Folgen gesellschaftlichen Wandels
Globalisierung, Migration, Bildungsexpansion: Dies alles verändert die Strukturen unserer Gesellschaft. Doch wie sieht dieser Wandel konkret aus? Diesen Fragen geht die DFG-Forschungsgruppe RISS („Reconfiguration and Internalization of Social Structure“) nach – mit welchen Ergebnissen, darüber berichtet die jüngste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität.
FRANKFURT. Früher
waren Ärzte in Deutschland vor allem weiße Männer, die in die Fußstapfen ihrer
Väter traten. Das System reproduzierte sich selbst und damit den Erfolg von
Repräsentanten einer bestimmten sozialen Schicht. Die Zugehörigkeit zu einer
sozialen Klasse, aber auch zu einer Berufsgruppe oder Religion ging meist auch
einher mit bestimmten politischen Überzeugungen. Auch wenn diese Beschreibung
schon für damals etwas vergröbernd ist: Man braucht keinen besonderen
Scharfblick, um zu erkennen, dass sich gesellschaftliche Status- und
Machtverhältnisse verschoben haben. Das Bild auch der prestigeträchtigsten Berufsfelder
ist heterogener denn je. Zugrunde liegt eine enorme Expansion im
Bildungssystem: Seit den 1960er Jahren besuchen immer mehr Kinder und
Jugendliche aus unteren sozialen Schichten und unterschiedlichster ethnischer
Herkunft höhere Schulformen. Auch die Studierendenschaft wird Jahr für Jahr
heterogener. Und so stellt die neue „Unordnung“ die alte, oft beharrliche
„Ordnung“ von Institutionen wie Schule und Universität, aber auch die des
Arbeitsmarkts infrage.
„Die Veränderungen, die wir erleben, sind alles andere als
marginal. Sie sind so fundamental, dass sie die Sozialstruktur insgesamt
verändern“, sagt Daniela Grunow, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt
Quantitative Analysen gesellschaftlichen Wandels an der Goethe-Universität. Sie
ist Sprecherin der DFG-Forschungsgruppe RISS (FOR5173), die dieser
mehrdimensionalen Verschiebung und ihren Auswirkungen auf der Spur ist. Das
RISS-Team will mit einer neuen analytischen Strategie die wachsende
Heterogenität besser abbilden und verstehen, um dann erkennen zu können, wie
sich die soziostrukturellen Verschiebungen auf das Zusammenleben insgesamt
auswirken. Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genau dabei
vorgehen, welche Teilfragen sie interessieren, darum geht es im Beitrag von Katja
Irle in der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, die sich mit dem
Schwerpunktthema (Un)Ordnung befasst.
Weitere Artikel
von „Forschung Frankfurt“ gehen zum Beispiel der
Frage nach, wie Rebellen nach dem Chaos eine eigene Ordnung schaffen, es geht
um die Initiation des bundesdeutschen Grundgesetzes, die im I.G. Farben-Bau
stattfand (heute Campus Westend), aber auch um die Frage, wie verschwundene
Bücher in einer großen Universitätsbibliothek wiedergefunden werden können.
Weitere Beiträge handeln davon, wie der Klimawandel die Evolution vorantreibt
oder wie eine neue mikroskopische Technologie ein viel genaueres Bild von den
dynamischen Strukturen in lebenden Zellen zu vermitteln vermag.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2023) kann von
Medienschaffenden kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Ein
PDF der Ausgabe ist online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/147598855
Bildtext: Forschung Frankfurt: (Un)Ordnung (Titelblatt). Bild:
Goethe-Universität Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
VolkswagenStiftung fördert Erforschung der Situation pflegender junger Menschen mit 1,2 Millionen Euro
Junge Menschen in Ausbildung, die sich um ältere Menschen kümmern:
Sie stehen im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „InterCare“ am Fachbereich
Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität. Eines steht bereits fest: Die
gesellschaftliche Aufmerksamkeit für diese Gruppe ist weitaus geringer als sie
eigentlich sein sollte.
FRANKFURT. Ungefähr jeder achte junge Mensch in Ausbildung – also Schüler, Azubi und Studierende – ist (mit)verantwortlich für das Wohlergehen und die Pflege älterer, kranker oder behinderter Angehöriger oder anderer nahestehender Personen. Dies hat eine Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung ergeben. Damit ist diese Gruppe größer als die der Studierenden mit eigenem Nachwuchs.
Junge Frauen sowie allgemein junge Menschen mit
Migrationshintergrund sind eher davon betroffen, Pflege und Ausbildung unter
einen Hut bekommen zu müssen. „Eine Riesengruppe, die aber in der öffentlichen
Wahrnehmung vollkommen untergeht“, sagt Dr. Anna Wanka, die mit ihrer Forschung
herausfinden will, wie der Alltag dieser jungen Menschen aussieht, welche
Schwierigkeiten sie meistern müssen und wie man sie dabei unterstützen könnte.
Denn häufig beeinflusse die Verantwortung für einen älteren Menschen die
Schulleistung sowie die Entscheidung für oder gegen ein Studium oder eine
weiterführende Ausbildung, besonders in einer anderen Stadt. Und wer sich doch
dafür entscheidet, hat mit einem schlechten Gewissen, Scham gegenüber Peers und
Dozierenden, sowie Hürden in der täglichen Vereinbarkeit von Bildung und Pflege
zu kämpfen.
Das Projekt „InterCare“ nimmt diese Gruppe als erstes
umfangreiches Forschungsvorhaben gründlich in den Blick. Offizieller Start der
Forschungen ist im Oktober 2024, von da an fließen über vier Jahre hinweg 1,2
Millionen Euro von der VolkswagenStiftung. Wanka hatte sich im Rahmen der
Förderlinie „Herausforderungen und Potenziale für Europa: Intergenerationelle Zukünfte“
bei der Stiftung beworben. Sie leitet an der Goethe-Universität auch die
Emmy-Noether-Forschungsgruppe „Linking Ages“, in der es um Alterskonstruktionen
im Lebenslauf geht.
Angesichts der in allen europäischen Ländern alternden Bevölkerung
sprach die VolkswagenStiftung mit ihrem Förderprogramm vor allem
Forschungsgruppen an, die sich mit Fragen zum demografischen Wandel befassen.
Die Verantwortlichen sollten aus mindestens drei unterschiedlichen europäischen
Ländern stammen. Neben der britischen Anglia Ruskin University und der
Jagiellonen-Universität Krakau nimmt auch die Hochschule Niederrhein in
Möchengladbach in Person von Moritz Heß, Professor für Gerontologie, teil. In
Polen zum Beispiel sei die Situation sehr stark dadurch geprägt, dass professionelle
Pflegekräfte im westlichen Ausland, vor allem in Deutschland, arbeiteten, wo
sie mehr Geld verdienten. In Polen fehlen diese Fachkräfte dann, was die
Angehörigen dort umso stärker in die Pflicht nimmt.
In der ersten Phase der Studie wird es eine quantitative Erhebung
in Deutschland geben: Wie viele Betroffene gibt es tatsächlich? Wie stellt sich
die Problematik an Bildungseinrichtungen dar? Wo verunmöglichen die Regeln –
zum Beispiel Anwesenheitspflichten in Labors und Seminarräumen – die Teilnahme
am Ausbildungsgang? Die Ergebnisse sollen dann mit der Situation in
Großbritannien und Polen verglichen werden. Für eine zweite Phase sind
„dyadische Interviews“ geplant, die sich dadurch auszeichnen, dass ein „Tandem“
aus einem jungen Menschen mit Pflegeverantwortung und der gepflegten Person
einzeln und gemeinsam befragt wird. „Die getrennte Befragung ist notwendig,
weil auch über schambehaftete Themen, sowie Gewalterfahrungen und
Freiheitsbeschränkungen gesprochen werden sollte“, so Wanka. Das Projekt ist
zum Teil partizipativ angelegt, das heißt: Die Betroffenen gestalten den
Studienablauf selbstständig mit und produzieren gemeinsam mit den Forschenden
eine virtuelle Ausstellung sowie eine Podcast-Serie, um Bewusstsein für das
Thema zu schaffen.
Hintergrund:
Weitere Informationen
Dr.
Anna Wanka
Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung
Goethe-Universität
Telefon 069 798-36411
E-Mail
Wanka@em.uni-frankfurt.de
Homepage: https://www.uni-frankfurt.de/129313223/Anna_Wanka
Twitter-Handle/Nutzername: WankaAnna
Dr. Wanka
kann u.U. auch Interviews mit betroffenen Personen vermitteln.
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Auch nach 300 Jahren noch aktuell: Der Philosoph Achim Vesper spricht im neuen UniReport über die Bedeutung Immanuel Kants auch für heutige politische Debatten.
FRANKFURT. Kant geht immer:
Auf den Philosophen, dessen Geburtstag sich im April zum 300. Mal jährt,
berufen sich viele – auch so genannte Querdenker. Das ist aus Sicht von Dr.
Achim Vesper, Philosoph an der Goethe-Universität, ein großes Missverständnis:
Zwar hebe Kant den Wert des Selbstdenkens hervor – für ihn gehöre dazu aber
auch die Auseinandersetzung mit den Meinungen anderer. Im Gespräch mit dem
UniReport erklärt Vesper, der momentan die Professur für Philosophie der
Neuzeit an der Goethe-Universität vertritt, dass sich historisch betrachtet die
philosophischen Fragestellungen durch Kant einschneidend verändert hätten.
Antisemitische und rassistische Aspekte in Kants Werken gebe es, die Forschung
untersuche sie, sagt Vesper: „Aber wie tief oder weniger tief der Rassismus in
Kants Denken verwurzelt sein mag – es bleibt deutlich, dass uns Kant auch
wichtige Mittel an die Hand gibt, Rassismus zu kritisieren und zu überwinden.“
Eine Einführung in „Kants Philosophie“, die Vesper zusammen mit Gabriele Kava
(Universität Turin) verfasst hat, erscheint am 14. März im Verlag C.H. Beck.
Weitere Themen im neuen UniReport:
AktuellesDer UniReport 1/2024 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe
UniReport online - Wie finden Sie unsere Artikel im Netz? Ganz einfach: Schauen Sie doch einmal ins Webmagazin der Goethe-Universität. Auf www.aktuelles.uni-frankfurt.de/unireport können Sie einen Großteil der Artikel aus der Printausgabe auch online lesen.
In der neuen Ausgabe des Magazins „Forschung Frankfurt“ zum Thema „Unordnung und Ordnung“ berichten Wissenschaftler*innen unter anderem über die Erkundung von Zellstrukturen, die Bakterien das Überleben sichern
Wie es Bakterien schaffen, auch unter den widrigsten Umweltbedingungen ihre „innere Ordnung“ aufrecht zu erhalten, untersucht Prof. Inga Hänelt an der Goethe-Universität. In einem Beitrag der neuen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ erklärt die Forscherin, wie Bakterien ein mehrstufiges Krisenmanagement für die Aufnahme von lebenswichtigem Kalium aufgebaut haben – und welche Pläne sie und ihre Kolleg*innen mit der Clusterinitiative SCALE haben, die gerade die erste Hürde im Wettbewerb der Exzellenzinitiative genommen hat. In weiteren Beiträgen gibt das Forschungsmagazin der Goethe-Universität unter dem Titel „(Un)Ordnung“ Einblicke etwa zu den Themen Populismus, Rebellionen und Saatgutbanken.
FRANKFURT.
Bakterien gibt es buchstäblich überall: Von der Tiefsee bis ins Gebirge, in der
Luft und womöglich sogar im Weltall, und sie besiedeln auch Haut und Darm des
Menschen. Im Gegensatz zum Menschen, dessen spezialisierte Haut- oder
Schleimhautzellen die innen gelegenen Zellen schützen, sind Bakterien der Wucht
von Umwelteinflüssen wie Hitze, Trockenheit oder hohe Salzkonzentration
unmittelbar ausgesetzt. Die Überlebenskünstler haben daher unter anderem ein
mehrstufiges System entwickelt, mit dessen Hilfe sie das lebenswichtige Kalium
auch unter den widrigsten Bedingungen etwa in einem Salzsee aufnehmen. Welche
Tricks sie dazu nutzen, erforscht die Mikrobiologin Prof. Inga Hänelt. In der
neuen Ausgabe von Forschung Frankfurt berichtet sie über Transporter, Kanäle
und die Selbstorganisation von Bakterien in Biofilmen. Und sie erläutert, wie
ihre Forschungsergebnisse in die Clusterinitiative SCALE einfließen, mit der
sich Hänelt und ihre Kolleg*innen als Exzellenzcluster im bundesweiten
Wettbewerb „Exzellenzstrategie“ bewerben.
In weiteren Artikeln von „Forschung Frankfurt“ geht es zum
Beispiel um die Rolle, die Saatgutbanken bei der Erforschung der Anpassung von
Wildpflanzen an den Klimawandel spielen, wie dem Populismus entgegengetreten
werden kann und wie aus dem Chaos von Rebellionen und Bürgerkriegen neue
Ordnungen entstehen. Andere Beiträge diskutieren vor dem Hintergrund der
„Klimakleber“ das Spannungsfeld zwischen Rechtsordnung und zivilem Ungehorsam
oder untersuchen, wie sich eine gestiegene soziale Durchlässigkeit im
Schulsystem oder bei bestimmten Berufen auf gewachsene Strukturen auswirkt.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2023)
kann von Medienschaffenden kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Ein PDF der Ausgabe ist online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
Hintergrund:
Clusterantrag SCALE erfolgreich in der ersten Runde des
Exzellenz-Strategie-Wettbewerbs (02/2024)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/exzellenzstrategie-wettbewerb-goethe-universitaet-mit-einem-clusterantrag-in-der-ersten-runde-erfolgreich/
Website SCALE: https://scale-frankfurt.org
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/147598855
Bildtext: Forschung Frankfurt: (Un)Ordnung (Titelblatt). Bild:
Goethe-Universität Frankfurt
Twitter/X:
@goetheuni
@SCALE_Uni_FFM
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Eine von vier Clusterinitiativen zur Einreichung eines Vollantrags im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder aufgefordert – Bestehender Exzellenzcluster CPI zur Herz- und Lungenforschung wird ebenfalls Vollantrag einreichen
Mit insgesamt zwei Forschungsverbünden geht die Goethe-Universität in die nächste Runde des mehrstufigen Wettbewerbs „Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder“. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft gab heute bekannt, dass die Clusterinitiative SCALE (Zellstrukturen) auf Basis ihres Konzepts nun im August 2024 einen Vollantrag stellen darf, um sich auf eine Förderung als Exzellenzcluster ab 2026 zu bewerben. Der bestehende Exzellenzcluster Cardio-Pulmonary Institute (CPI) zur Herz- und Lungenforschung wird ebenfalls einen Vollantrag stellen. Forschende der Goethe-Universität sind zudem an zwei erfolgreichen Projektskizzen der Universitäten Darmstadt, Gießen und Marburg beteiligt.
FRANKFURT. Prof. Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität, gratuliert den Forschenden zu ihrem Erfolg: „Wir wussten,
dass der wissenschaftliche Wettbewerb sehr hart sein würde. Umso mehr freue ich
mich, dass eines der von uns und unseren Partnern vorgeschlagenen
interdisziplinären Projekte zur Vollantragstellung zugelassen wurde. Dies
bietet uns die Chance, die Förderung in der Erforschung von biologischen
Zellstrukturen zu beantragen. Dass wir die internationalen Begutachtungsgruppen
und das Expertengremium von Deutscher Forschungsgemeinschaft und
Wissenschaftsrat an dieser ersten Wegscheide überzeugen konnten, zeigt, was wir
für eine gute Startposition mit unseren außeruniversitären Partnern für die Phase
der Vollantragstellung in der Exzellenzstrategie haben, in der die Projekte
erneut begutachtet werden. An dieser Stelle möchte ich auch den
Kolleginnen und Kollegen an unseren beiden Partneruniversitäten in der RMU
gratulieren, die insgesamt drei weitere Skizzen erfolgreich vorgestellt haben.“
Die guten Startvoraussetzungen würden nun für die zweite Phase des
Wettbewerbes um Exzellenzcluster genutzt, so Prof. Bernard Brüne, Vizepräsident
der Goethe-Universität für Forschung. Daher sei bei aller Freude für eine
Atempause jetzt keine Zeit: „Noch heute werden wir die Arbeit an den
Vollanträgen aufnehmen.“
Nicht zum Vollantrag aufgefordert wurden die drei Projekte ConTrust,
ELEMENTS, und EMTHERA der Goethe-Universität. Vizepräsident Brüne: „Der
Exzellenzwettbewerb ist hart und sieht eine starke Reduktion in der Zahl der
Antragsskizzen auf dem Weg über den Vollantrag zur Förderung vor. Dennoch war
die Teilnahme zweifelsohne ein Gewinn, und ich möchte an dieser Stelle den
Kolleginnen und Kollegen, die in den letzten zwei Jahren an der Entwicklung der
zukunftsweisenden Ideen beteiligt waren, noch einmal für ihr Engagement danken.
In der Vorbereitung auf die Bewerbung haben unsere Forschenden viele kreative Forschungsansätze
erarbeitet, Strukturen geschaffen und interdisziplinäre Kooperationen aufgebaut.
So konnten wir neue Schwerpunkte entwickeln und das Forschungsprofil der
Goethe-Universität weiter schärfen. Wir werden nun die Rückmeldungen der Gutachtenden
genau analysieren. Ich bin überzeugt, dass wir diese Ideen weiterentwickeln und
in einer anderen Form weiterführen können. Als Goethe-Universität werden wir
die Initiativen auf diesem Weg unterstützen.“
Insgesamt 143 Antragsskizzen für neue Exzellenzcluster wurden im
Sommer 2023 bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingereicht. 41 (28
Prozent) wurden jetzt zu Vollanträgen im Wettbewerb um die Förderung als
Exzellenzcluster zugelassen.
SCALE: Subcellular Architecture of Life. Zellen bestehen aus Milliarden
von Molekülen, die von Einzelmolekülen über große Molekülkomplexe bis hin zu
Organellen organisiert sind. Zwar sind die Funktionen vieler einzelner Moleküle
bekannt, doch ist noch vielfach unklar, wie die Architektur im Innern einer
Zelle entsteht, funktioniert und wie die Teile interagieren. Die Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler von SCALE wollen die Selbstorganisationsprinzipien der
Zelle aufdecken und eine räumlich wie zeitlich hochaufgelöste Simulation der
Zelle erstellen. So wollen sie besser verstehen, wie Zellen wirklich
funktionieren und wie ihre verschiedenen „Maschinen“ zusammenarbeiten.
Mehr unter: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/unireport/zellulaere-architekturen-scale/
Projektpartner:
Goethe-Universität Frankfurt (Antragstellerin)
Max-Planck-Institut für Biophysik (MPIBP), Frankfurt
Max-Planck-Institut für Hirnforschung (MPIBR), Frankfurt
Frankfurt Institute for Advanced Studies
(FIAS)
Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik
(MPI-CBG), Dresden
Universität des Saarlandes, Homburg
Website: https://scale-frankfurt.org
Als bestehender Exzellenzcluster ist zur Stellung eines
Vollantrags bereits zugelassen:
CPI:
Cardio-Pulmonary Institute. Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
gehen häufig einher mit Lungenkrankheiten. Weltweit sind sie die häufigsten
Todesursachen. Ziel des Exzellenzclusters ist es, zu verstehen, welche
molekularbiologischen Prozesse dem Funktionieren dieser Organe und ihrem
Versagen bei Erkrankungen zugrunde liegen. Dazu entwickeln die
CPI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler hochschulübergreifend Modellsysteme
von Zellkulturen bis zu Tiermodellen und kombinieren die Ergebnisse mit
Untersuchungsdaten von Patientinnen und Patienten, um neue Therapieansätze zu
finden. Der Cluster wurde erstmals von 2006 bis 2018 als „Excellence Cluster
Cardio-Pulmonary System“ gefördert und konnte sich 2019 erneut als
Exzellenzcluster Cardio-Pulmonary Institute durchsetzen. Mehr unter: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/unireport/herz-und-lungenerkrankungen-cardiopulmonary-institute-cpi/
Projektpartner:
Goethe-Universität Frankfurt und Justus-Liebig-Universität Gießen
(gemeinsame Antragstellerinnen)
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim
Universitätsmedizin Göttingen
Derzeitige Förderung als Exzellenzcluster: 2019–2025 (45 Millionen Euro)
Website: https://www.cpi-online.de/
Neben SCALE, in dem die Goethe-Universität federführend ist, ist
die Goethe-Universität als Partnerin an folgenden Projekten beteiligt, die
einen Vollantrag stellen dürfen:
RAI – Reasonable
Artificial Intelligence
Der Cluster erforscht KI-Systeme, die nicht nur lernen, sondern
auch – neuartige – Fakten erfassen können und in der Lage sind, diese mit
Formen abstrakten Denkens zu verknüpfen. So sollen die KI-Systeme logische
Schlussfolgerungen ziehen und kontextbezogene Entscheidungen treffen und daraus
wieder lernen.
Projektpartner:
TU Darmstadt (Antragstellerin)
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Goethe-Universität Frankfurt
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
TAM – The
Adaptive Mind
The Adaptive Mind ist ein Forschungscluster, der Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler aus der experimentellen Psychologie, der klinischen
Psychologie und der künstlichen Intelligenz zusammenbringt, um zu verstehen,
wie sich der menschliche Geist erfolgreich an veränderte Bedingungen anpasst
und was passiert, wenn diese Anpassungsprozesse versagen.
Projektpartner:
Justus-Liebig-Universität Gießen (Antragstellerin)
Philipps-Universität Marburg (weitere Antragstellerin)
TU Darmstadt (weitere Antragstellerin)
Goethe-Universität Frankfurt
Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS)
Mit der Exzellenzstrategie wollen
Bund und Länder die Universitäten Deutschlands stärken, indem sie
wissenschaftliche Spitzenleistungen, Profilbildung und Kooperationen im Wissenschaftssystem
fördern. Durch den Wettbewerb sollen nicht nur Leistungsspitzen in der
Forschung ausgebildet werden, sondern auch die Qualität des Hochschul- und
Wissenschaftsstandorts Deutschland in der Breite soll angehoben werden. Für die
Förderlinie „Exzellenzcluster“
wollen Bund und Länder jährlich insgesamt 539 Millionen Euro für bis zu 70
Exzellenzcluster zur Verfügung stellen. Das Antragsverfahren für
Exzellenzcluster ist zweistufig: Mitte 2023 wurden bei der Deutschen
Forschungsgemeinschaft zunächst Antragsskizzen zur wissenschaftlichen
Begutachtung eingereicht. Auf der Grundlage dieser Gutachten hat das Expertengremium
jetzt Clusterinitiativen zur Einreichung von Vollanträgen zugelassen, über
deren Förderung im Mai 2025 die Exzellenzkommission entscheiden wird. Neben den
neuen Projekten können auch die 57 aus der ersten Runde der Exzellenzstrategie
2018 hervorgegangenen bestehenden Exzellenzcluster einen Vollantrag stellen. Förderbeginn
für die mit einem Vollantrag erfolgreichen Cluster ist der 1. Januar 2026. Auf
Basis erfolgreicher Exzellenzcluster können sich Universitäten dann für die
Förderlinie Exzellenzuniversität
bewerben, über die im September 2026 entschieden wird.
Twitter/X: @goetheuni @CPI_ExStra @SCALE_Uni_FFM
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax 069
798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Vorstellung des neuen Buches von Prof. Dr. Zhiyi Yang am Forschungskolleg Humanwissenschaften
FRANKFURT/BAD
HOMBURG. Der
chinesische Dichter Wang Jingwei (1883―1944) war nicht nur ein bedeutender Schriftsteller,
sondern auch ein einflussreicher Politiker zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Bekannt wurde er durch ein missglücktes Attentat auf den Regenten Prinz Chun
II. und als Vorsitzender der Kuomintang, der Nationalen Volkspartei Chinas.
1940 gründete er die „Neuorganisierte Regierung der Republik China“, die als
japanische Marionettenregierung für die Kollaboration mit Japan im Zweiten
Weltkrieg in Verruf geriet. Seither gilt der lange Zeit als Patriot gefeierte Wang
als Verräter. Im heutigen China unterliegt die Erforschung seines Lebens,
Schaffens und Wirkens ebenso großen Restriktionen wie die Forschung über die
Rolle Chinas im Zweiten Weltkrieg.
Vor diesem Hintergrund legt Prof. Zhiyi Yang, Professorin für Sinologie an der Goethe-Universität, im ersten Teil ihres Buches „Poetry, History, Memory. Wang Jingwei and China in Dark Times“ eine historisch differenzierte, intellektuelle und politische Biographie von Wang Jingwei vor. Am Beispiel seines Lebens untersucht sie im zweiten Teil des Buches die Verschränkung von Dichtung und Geschichte in der chinesischen Erinnerungskultur. Im Zentrum steht dabei die Erinnerung Chinas an die Kollaboration mit Japan im Zweiten Weltkrieg.
In
der Reihe „Das Forschungskolleg stellt vor“ lädt das Forschungskolleg
Humanwissenschaften der Goethe-Universität zum Gespräch über das im November
2023 in der University of Michigan Press erschienene Buch ein. Es findet statt
am Dienstag, 6.
Februar 2024, 19 Uhr
in den Räumen des
Forschungskollegs
Am Wingertsberg 4
in Bad Homburg
und
wird moderiert von Prof. Iwo Amelung. Der Sinologe führt in die Thematik ein
und spricht mit seiner Kollegin über ihr Buch. Das Gespräch findet auf Englisch
statt.
Zhiyi
Yang ist
Professorin für Sinologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Nach dem Studium
der chinesischen Literatur, Geschichte und Philosophie an der Peking University
wurde sie 2012 am Institut für Ostasienstudien der Princeton University
promoviert. Gegenwärtig forscht sie über klassische Motive und Formen in der
chinesisch-sprachigen Lyrik der Gegenwart. Als Goethe-Fellow am
Forschungskolleg Humanwissenschaften veranstaltet sie die Vortragsreihe
„Sinophone classicism. Chinese Cultural Memories in a Global Space“.
Iwo
Amelung
ist Professor für Sinologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Er forscht
über die Wissenschafts- und Ideengeschichte des modernen China. Als
Goethe-Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften hat er gemeinsam mit dem
Wirtschaftswissenschaftler Prof. Bertram Schefold über die Geschichte des
wirtschaftlichen Denkens in China und Europa gearbeitet.
Die
Reihe: Wissenschaftliche Monographien im Gespräch
Wissenschaftliche
Bücher und insbesondere Monographien, also Texte über ein bestimmtes
Einzelthema, sind meist das Ergebnis jahrelangen Forschens, Reflektierens und
Schreibens. Die Reihe „Das Forschungskolleg Humanwissenschaften stellt vor“
soll diese Bücher in der Öffentlichkeit bekannt machen und ihre Inhalte zur
Diskussion stellen. Daher lädt das Kolleg regelmäßig Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Rhein-Main-Universitäten ein, damit sie über ihr Buch,
dessen Hintergründe sowie ihre persönliche Motivation sprechen können. Die
Reihe wird von Prof. Matthias Lutz-Bachmann, dem Direktor des Forschungskollegs
Humanwissenschaften, geleitet.
Zur besseren Planung bitten wir um Anmeldung bis 4. Februar per E-Mail an anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de. Ihre Anmeldung wird registriert, Sie erhalten aber keine Anmeldebestätigung.
Information:
Beate
Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
Telefon: 06172-13977-15
E-Mail: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Homepage: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Social Media: @FKHbadhomburg
Jobmesse ENTER_ZUKUNFT_PÄDAGOGIK 2024 auf dem Campus Westend der Goethe-Universität/2. Februar 2024 - ab 10.00 Uhr
FRANKFURT. Zum 11. Mal haben
Unternehmen aus dem Sozial- und Bildungsbereich die Chance, Studierenden,
Absolvent*innen und pädagogischen Fachkräften die Vielfalt ihrer
Jobmöglichkeiten zu präsentieren. In diesem Jahr stellen 38 Einrichtungen ihre
aktuellen Projekte und Arbeitsschwerpunkte dar und stehen für Fragen zur
Verfügung. Ziel der Jobmesse ENTER_ZUKUNFT_PÄDAGOGIK ist es, Studierenden,
Absolvent*innen sowie pädagogischen Fachkräften zu zeigen, wie verschieden die
Möglichkeiten in dieser Branche sind und wie bedeutsam die Arbeit von
Pädagog*innen ist – ganz besonders in gesellschaftlich herausfordernden Zeiten.
Die Messe findet am Freitag, 2. Februar, von 10.00-16.00 Uhr im PEG-Gebäude auf
dem Campus Westend statt.
Die Jobmesse startet mit einem Impuls-Symposium zum Motto: „Warum HEUTE Pädagog*in werden? Gesellschaftliche Verantwortung, Krisen, Perspektiven.“ Dr. Birte Egloff, Geschäftsführerin des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität, wird mit folgenden Expert*innen über Perspektiven des Berufsfeldes sprechen: mit Alexander König, Bereichsleitung Wohnen Kinder und Jugendliche in der Lebensgemeinschaft Bingenheim e.V. Echzell/Bingenheim; Marie Elter, Referentin „Kindeswohl im Sport“ der Sportjugend Hessen im Landessportbund Hessen e.V. Frankfurt a.M. und ehemalige Studentin der Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität; Patric Nagel, Sozialpädagoge und Standortleiter sowie Maurice Liptay, Sozialpädagoge, beide bei TAGEWERK GbR Familienhilfe.
Veranstaltet
wird die Jobmesse vom Fachbereich Erziehungswissenschaften der
Goethe-Universität Frankfurt am Main, dem Career Service und dem Paritätischen
Bildungswerk Hessen e.V.
Weitere
Informationen,
auch zu den Ausstellenden, unter: www.jobmesse-paedagogik.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
16 Institutionen aus dem Großraum Frankfurt/Rhein-Main haben sich gestern im Römer zu einem neuen Wissenschaftsnetzwerk zusammengeschlossen. Die künftige Zusammenarbeit in der Frankfurt Alliance wurde mit der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding besiegelt.
FRANKFURT. Die
Wissenschaftsregion Frankfurt/Rhein-Main zeichnet sich durch eine hohe Dichte
von Forschungseinrichtungen aus, die aufgrund gemeinsamer Forschungsinteressen
und zahlreicher Kooperationsvereinbarungen bereits auf vielfache Weise
miteinander verbunden sind. Um den großen Herausforderungen des 21.
Jahrhunderts gerecht zu werden und gemeinsam an neuen Lösungen zu arbeiten,
soll die Zusammenarbeit intensiviert werden: Zu diesem Zweck haben sich nun in
einem ersten Schritt 16 Institutionen zur Frankfurt Alliance
zusammengetan. Dieses Bündnis umfasst Institute der vier großen
Wissenschaftsorganisationen in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main, sowie
eine Bundeseinrichtung und die Goethe-Universität und soll durch Vernetzung und
gemeinsame Rahmenbedingungen, Synergien schaffen und einer zunehmenden
Segregation von Arbeitsprozessen und Forschungsthemen entgegenwirken.
Die Frankfurt Alliance bietet somit den Rahmen für gemeinsame Forschung und die
Transformation der Wissenschaftsstrukturen, indem sie die Bedingungen für
gemeinsame Forschung vereinfacht, bestehende Hemmnisse in den jeweiligen
Administrationen durch übergreifende Regelungen abbaut, gemeinsame Strukturen
und Infrastrukturen etabliert und gegenüber der Politik mit Nachdruck für die
Interessen der exzellenten Frankfurter Wissenschaftler*innen auftritt. Darüber
hinaus sollen gemeinsame Aktivitäten eine engere Verflechtung der Institutionen
fördern. Die Vision ist es, die Region Frankfurt/Rhein-Main als einen führenden
Forschungsstandort in Europa weiter auszubauen und ihre internationale
Anerkennung und ihre Attraktivität für Spitzenforschung noch zu erhöhen.
Die
erste gemeinsame öffentliche Veranstaltung der Frankfurt Alliance wird
am 28. September ein Wissenschaftsfestival in der Frankfurter Innenstadt sein:
Dann werden sich die beteiligten Institutionen auf dem Roßmarkt der
Öffentlichkeit präsentieren.
Bettina
Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung: „Ich gratuliere
allen Beteiligten und auch der Region Frankfurt/Rhein-Main zur Gründung der
Frankfurt Alliance. Gerade in der heutigen Zeit, die große Herausforderungen,
aber auch Chancen bereithält, brauchen wir gebündelte Exzellenz und intensive
Kooperation mehr denn je. Was hier geschaffen wurde, hat enormes Potenzial. Ich
wünsche dem neuen Wissenschaftsnetzwerk viel Erfolg.“
Timon
Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur: „Wissenschaft und
Forschung sind essentiell, um die Transformationsprozesse unserer Zeit zu
meistern und gleichzeitig unsere Demokratie zu sichern. Dies gelingt umso
besser, wenn die Kräfte vereint werden. Die Frankfurt Alliance wird die
hervorragende Forschungs- und Transferarbeit in Frankfurt und der
Rhein-Main-Region noch wirkungsvoller und sichtbarer machen – von der
Internationalisierung über die Forschungsinfrastrukturen bis zur
Personalgewinnung. Letzteres ist gerade angesichts des zunehmenden Wettbewerbs
um die besten Köpfe in der Wissenschaft ein wichtiger Schritt. Das Hessische
Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur unterstützt die
Frankfurt Alliance deshalb in diesem und im kommenden Jahr insgesamt mit mehr
als einer halben Million Euro.“
Mike
Josef, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, sagt: „Das neue
Wissenschaftsnetzwerk ist eine großartige Initiative, auf die auch viele
gewartet haben. Frankfurt ist ein exzellenter
Wissenschafts- und Forschungsstandort, damit muss die Stadt noch weiter
verbunden werden, die Initiative ist ein wichtiger Schritt dazu. Eine bessere
Vernetzung unserer Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen auch auf
Verwaltungsebene erhöht die Attraktivität der ganzen Region, so können wir
Fachkräfte besser anwerben und binden.“
Dr.
Bastian Bergerhoff, Stadtkämmerer der Stadt Frankfurt, ist überzeugt:
„Hier hat sich ein extrem starkes Bündnis zusammengefunden, das dem
Wissenschaftsstandort Frankfurt Auftrieb geben und die Zusammenarbeit in der
Region befördern wird. Denn Wissenschaft ist auch ein Motor für Wirtschaft,
Kultur und Stadtgesellschaft und schafft materiellen und immateriellen
Wohlstand. Die Wissenschaft ist so in jeder Hinsicht ein Standortfaktor. Hier
liegt ein erhebliches Potenzial, dass gemeinsam noch besser genutzt werden
kann.“
Prof.
Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität: „Die heutige
Unterzeichnung des Memorandum of Understanding ist ein wichtiger Schritt auf
dem Weg hin zu einer noch engeren Vernetzung unserer Wissenschaftsinstitutionen
in Frankfurt. Gemeinsam verfügen wir über ein einzigartiges Potenzial, die
wichtigen Zukunftsfragen zu bearbeiten und in einen produktiven Austausch mit
der Öffentlichkeit zu treten. Ich freue mich schon auf das
Wissenschaftsfestival im September! Das wird, davon bin ich überzeugt, mit
einem spannenden Programm viele interessierte Menschen aus der Region
Frankfurt/Rhein-Main und darüber hinaus zusammenbringen und zeigen, wie
wirkungsvoll die Wissenschaft in Frankfurt für die Wirtschaft, die Gesellschaft
und die politische Meinungsbildung ist.“
An
der Frankfurt Alliance sind beteiligt:
-
DIPF
| – Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
-
Leibniz-Institut
für Finanzmarktforschung SAFE
-
Leibniz-Institut
für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF)
-
Senckenberg
Gesellschaft für Naturforschung (SGN)
-
GSI
Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung
-
Fraunhofer-Institut
für Translationale Medizin und Pharmakologie (ITMP)
-
Fraunhofer-Institut
für Sichere Informationstechnologie (SIT)
-
Max-Planck-Institute
für Biophysik (MPIBP), für empirische Ästhetik (MPIEA), für Herz- und
Lungenforschung (MPIHL), für Hirnforschung (MPIBR) und für Rechtsgeschichte und
Rechtstheorie (MPILHLT)
-
Ernst
Strüngmann Institut (ESI)
-
Paul-Ehrlich-Institut
(PEI)
-
Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung – DKTK Standort Frankfurt/Mainz, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
-
Goethe-Universität
Frankfurt
Ein Foto
der Veranstaltung ist als Download verfügbar:
https://www.uni-frankfurt.de/148705178
Bildunterschrift:
Frankfurt Alliance – nach der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding im
Kaisersaal. Foto: Peter Kiefer/Goethe-Universität Frankfurt.
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Begleitprogramm zur Ausstellung „Bending the Curve“ im Frankfurter Kunstverein – zwei Veranstaltungen des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“
FRANKFURT. Die globale
Klimakrise gehört zu den größten Herausforderungen unserer Gegenwart. Vor allem
von den Industrieländern verursacht, betreffen die Folgen des Klimawandels aber
am stärksten den Globalen Süden und ärmere Bevölkerungsschichten weltweit. Dort
drohen Verarmung und klimabedingte Migration. Auch in den Industrieländern wird
dieses Ungleichgewicht zunehmend zum Thema, wie der Klimaaktivismus der
„Letzten Generation“ zeigt.
Die Ausstellung „Bending the Curve – Wissen, Handeln, [Für]Sorge für Biodiversität“ – kuratiert vom Frankfurter Kunstverein in Kooperation mit dem Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum sowie dem Zoo Frankfurt – widmet sich der Frage, wie die Abnahme der Artenvielfalt gestoppt und wie mit Handlungsideen zur Erholung der Ökosysteme eine positive Trendumkehr geschafft werden kann.
Im
Begleitprogramm wird die Ausstellung von zwei Veranstaltungen des
Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Frankfurter
Kunstverein ergänzt. Dort geht es um Fragen wie: Können nachhaltige Lösungen für Umweltkrisen
gefunden und gleichzeitig wirtschaftliche Gerechtigkeit verwirklicht werden?
Wie stehen die wechselseitigen Interessen der internationalen
Fossilbrennstoffindustrie und des Klimaaktivismus einander gegenüber? Und
besteht überhaupt noch Hoffnung, die Klimakrise abzuwenden?
Der
Auftaktvortrag findet statt am
8. Februar 2024,
18.30 Uhr
Mobilizing Hope. Klimaaktivismus, Solidarität und
die Gefahren von
Plutokratie und Pessimismus
von Prof.
Dr. Darrel Moellendorf
Forschungszentrum
„Normative Ordnungen“, Goethe-Universität.
Der
zweite Vortrag mit anschließendem Podiumsgespräch folgt am
20. Februar 2024,
20 Uhr
(Straf-)Recht und Zeit in der Klimakrise
Prof. Dr. Klaus Günther
Forschungszentrum
„Normative Ordnungen“, Goethe-Universität.
Am Podiumsgespräch nehmen teil: Prof. Dr. Klaus Günther, Prof. Dr. Gabriele
Britz (Richterin des Bundesverfassungsgerichts a. D.,
Justus-Liebig-Universität Gießen) und Prof. Dr. Christoph Burchard
(Forschungszentrum „Normative Ordnungen“, Goethe-Universität).
Es moderiert Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin des
Forschungszentrums „Normative Ordnungen“, Goethe-Universität.
Beide
Veranstaltungen finden statt im Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am
Römerberg, Markt 44, 60311 Frankfurt am Main.
Der
Eintritt kostet jeweils 5 Euro. Für Mitglieder des Frankfurter Kunstvereins
sind die Veranstaltungen kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Zu
den Veranstaltungen:
Der
politische Philosoph Darrel Moellendorf wird in seinem Vortrag „Mobilizing
Hope. Klimaaktivismus, Solidarität und die Gefahren von Plutokratie und
Pessimismus“ das Verhältnis von Klimawandel, globaler Armut, Gerechtigkeit
und Bedeutung politischer Antworten auf internationaler und nationaler Ebene
diskutieren. Dabei vertritt er die Ansicht, dass Hoffnung mobilisiert werden
kann, indem an einer Welt gearbeitet wird, die sich für nachhaltige Lösungen
von Umweltkrisen einsetzt, die Naturwunder der Erde wertschätzt und eine Vision
von wirtschaftlicher Gerechtigkeit verwirklicht. Der Vortrag stützt sich auf
Moellendorfs kürzlich erschienenes Buch „Mobilizing Hope: Climate Change and
Global Poverty“.
Vortrag
und Podiumsgespräch „(Straf-)Recht und Zeit in der Klimakrise“ greifen
den Klimawandel aus juristischer Perspektive auf. Im Zentrum wird der
Klimabeschluss des deutschen Bundesverfassungsgerichts vom 24. März 2021
stehen. Dabei geht es dem Juristen und Rechtsphilosophen Professor Klaus
Günther insbesondere um den Begriff der »intertemporalen Freiheitssicherung«.
Der juristische Schlüsselbegriff spielt angesichts der sich beschleunigenden
Klimakrise eine immer größere Rolle und soll eine gerechte Verteilung von
Freiheitschancen über die Generationen hinweg garantieren.
Die
weitere Teilnehmerin am Podiumsgespräch, die Gießener Professorin Gabriele
Britz, war als damalige Richterin des Bundesverfassungsgerichts und
Berichterstatterin maßgeblich am Klimaschutz-Beschluss beteiligt. Der Jurist
Christoph Burchard befasst sich in seiner Forschung unter anderem mit den
Transformationen von Strafrecht.
Günthers
Vortrag findet zugleich statt im Rahmen der Ringvorlesung „Klimakrise und
Strafrecht“, die von Christoph Burchard und Finn-Lauritz Schmidt am
Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ organisiert wird. (Weitere
Informationen: https://contrust.uni-frankfurt.de/veranstaltungen-2/klimakrise-und-strafrecht/)
Zur
Ausstellung „Bending the Curve“ im Frankfurter Kunstverein:
Ohne
Artenvielfalt ist auf dem Planeten Erde auch keine menschliche Existenz
möglich. Schon zu lange nimmt die Artenvielfalt jedoch ab. Und zwar in
alarmierendem Tempo. Diese Erkenntnis eint das Kurator:innenteam des
Frankfurter Kunstvereins, welches das Senckenberg Biodiversität und Klima
Forschungszentrum sowie den Zoo Frankfurt eingeladen hat, sich zu einer
interdisziplinären Kooperation zusammenzuschließen. Ergebnis ist die neue
Ausstellung Bending the Curve – Wissen, Handeln, [Für]Sorge für
Biodiversität, deren Titel auf das Konzept „Bending the Curve of
Biodiversity Loss“ anspielt. Es geht um die Frage, wie der Negativtrend
gestoppt oder sogar umgekehrt werden kann. Und es geht um positive Erzählungen.
Damit beschäftigen sich die in der Schau versammelten Positionen aus Kunst und
Wissenschaft. Sie illustrieren Wege und Handlungsideen zur Erholung der
Ökosysteme und dienen dem Ziel einer Schubumkehr in der Biodiversitätskrise.
Mit
Arbeiten von Alexandra Daisy Ginsberg / Fernando Laposse / Julia Lohmann /
Maurizio Montalti / MYRIAD. Where we connect. / Fraunhofer-Institut für
Angewandte Polymerforschung IAP / Karlsruher Institut für Technologie, Fakultät
für Architektur / Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie / Walter R.
Tschinkel / Zoo Frankfurt.
Die
Ausstellung kann noch bis einschließlich 3. März 2024 besucht werden.
Details
zum Programm:
www.normativeorders.net
www.fkv.de
Information
Anke Harms
Referentin
für Wissenschaftskommunikation des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“
Tel.:
069/798-31407
anke.harms@normativeorders.net;
www.normativeorders.net/de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Juristisches Streitgespräch zwischen Uwe Volkmann und Samira Akbarian im Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“
Sie kleben sich auf der Straße fest, werfen Suppe auf Kunstwerke, besprühen das Brandenburger Tor mit roter Farbe. „Ziviler Ungehorsam“ ist das Mittel der Wahl der „Letzten Generation“, um ihre Ziele politisch durchzusetzen. Ist das bewusste Stören von Regeln und Ordnungen legitim? Ist es legal? Diese Frage diskutieren Samira Akbarian und Uwe Volkmann, beide Rechtswissenschaftler, in der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität.
FRANKFURT. „(Un)Ordnung“ – so lautet das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“. Wenn wir die Welt um uns herum verstehen wollen, suchen wir nach Strukturen, nach Mustern und Regeln, nach Ursachen und Wirkungen. Ordnungen geben uns Halt und Orientierung. Mit Ordnungen und deren Zustandekommen, aber auch den Veränderungen, denen sie unterliegen, befasst sich der Profilbereich „Ordnungen und Transformationen“ an der Goethe-Universität, den das Wissenschaftsmagazin diesmal in den Blick nimmt.
Wie ist es zu bewerten, wenn die Ordnung unserer Gesellschaft bewusst gestört wird, um bestimmte Ziele zu erreichen? Der „zivile Ungehorsam“ hat auch in einer gut funktionierenden Demokratie seinen festen Platz. Im vorigen Jahr haben sich die Akteurinnen und Akteure der „Letzten Generationen“ ausgiebig seiner bedient. Doch inwieweit sind derartige Aktionen legitim? Diese Frage steht im Zentrum einer Diskussion zwischen den Rechtswissenschaftlern Dr. Samira Akbarian und Prof. Uwe Volkmann.
Samira Akbarian hat sich in ihrer vielbeachteten Dissertation mit zivilem Ungehorsam befasst und dessen rechtsstaatlich-demokratische Bedeutung als Frage des Rechts und der Gerechtigkeit betrachtet. Allgemein gehe man davon aus, dass die Demokratie, insbesondere die repräsentative Mehrheitsdemokratie, ein faires Verfahren bereitstellt. Das sei jedoch eine Fehlvorstellung, weil nicht alle gleichermaßen an demokratischen Mehrheitsverfahren teilhaben könnten. Dies sei der Grund, warum gerade die repräsentative Mehrheitsdemokratie auf Versammlungen und Proteste angewiesen sei. Diese dürften und sollten dann auch „stören“, also in die öffentliche Ordnung eingreifen. Die öffentliche Meinung und auch die Rechtsprechung verkennten die demokratische Bedeutung von Protesten jedoch häufig und fassten den Schutzbereich der Versammlungsfreiheit zu eng.
Auch Uwe Volkmann, Professor für Rechtsphilosophie und öffentliches Recht an der Goethe-Universität, hält die Debatte um die strafrechtliche Verfolgung der Klimaschützer an vielen Stellen für überdreht. Anders als Akbarian sieht er den zivilen Ungehorsam jedoch nicht durch ein Repräsentationsdefizit legitimiert. Denn: Eine stärkere Repräsentanz als die, die der Klimaschutz derzeit genießt, sei kaum vorstellbar. Wie problematisch ist es, wenn eine Gruppe gewissermaßen aus dem demokratischen Prinzip der Gleichheit heraustritt, weil sie für sich die Lösung eines Problems als unabdingbar richtig erkannt zu haben glaubt? Was sagt die Rechtsphilosophie dazu? Volkmann und Akbarian führen in Forschung Frankfurt eine aufschlussreiche Diskussion, die neue, rechtlich fundierte Positionen vermittelt.
In weiteren Artikeln von „Forschung Frankfurt“ geht es zum Beispiel um die Frage, wie Rebellen nach dem Chaos eine eigene Ordnung schaffen, es geht um die Initiation des bundesdeutschen Grundgesetzes, die im I.G. Farben-Bau stattfand (heute Campus Westend), aber auch um die Frage, wie verschwundene Bücher in einer großen Universitätsbibliothek wiedergefunden werden können. Weitere Beiträge handeln davon, wie der Klimawandel die Evolution vorantreibt oder wie eine neue mikroskopische Technologie ein viel genaueres Bild von den dynamischen Strukturen in lebenden Zellen zu vermitteln vermag.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2023) kann von Medienschaffenden kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Ein PDF der Ausgabe ist online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/147598855
Bildtext: Forschung Frankfurt: (Un)Ordnung (Titelblatt). Bild: Goethe-Universität Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Semesterabschlusskonzerte des Collegium Musicum der Goethe-Universität
FRANKFURT. Mit großen Musikwerken wie Bachs „Johannes-Passion“ und der beliebten „Romantischen“ von Anton Bruckner präsentieren die Ensembles des Collegium Musicum der Goethe-Universität in drei Abschlusskonzerten die Ergebnisse ihrer Semesterproben. Die Konzerte des Sinfonieorchesters und Chors unter der Leitung von Jan Schumacher beginnen am 25. Januar 2024, um 20 Uhr, mit dem Werk von Anton Bruckner Sinfonie Nr. 4, Es-Dur „Romantische“ (2. Fassung) im Casino-Festsaal, Campus Westend.
Auf dem Programm des zweiten Konzerts steht am 8. Februar, um 20 Uhr, Johann Sebastian Bachs „Johannes Passion“ mit dem Chor und Kammerorchester des Collegium Musicum unter der Leitung von Jan Schumacher im Casino-Festsaal, Campus Westend. Die Solisten sind Martin Höhler (Tenor), Katharina Blattmann (Sopran), Nicole Schumann (Alt), Emanuel Fluck (Bass; Arien) und Florian Rosskopp (Bass; Jesus).
Die Konzertreihe beschließt der Kammermusikabend am 13. Februar, um 19 Uhr, mit Mitgliedern des Collegium Musicum in kleiner Besetzung in der Lobby des PA-Gebäudes, Campus Westend. Gespielt werden kammermusikalische Stücke der Komponisten Domenico Scarlatti und Bohuslav Martinů sowie u.a. die berühmte Cello-Solosonate des 2022 verstorbenen Komponisten, Klangforschers und Pulitzer-Preisträgers George Crumb.
Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei.
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Ergebnisse einer präklinischen Studie der Goethe-Universität Frankfurt lassen mittelfristig auf neue Behandlungsoptionen hoffen
Eierstockkrebs ist oft sehr aggressiv und spricht schlecht auf die verfügbaren Therapien an. Eine aktuelle Studie der Goethe-Universität Frankfurt und des Universitätsklinikums Frankfurt macht Hoffnung, dass sich das mittelfristig ändern könnte. Die Forscherinnen und Forscher haben darin eine sogenannte mRNA als Wirkstoff verwandt. Mit deren Hilfe stellten die Tumorzellen ein Protein wieder her, das unkontrollierte Vermehrung der Tumorzellen verhindert oder sie abtötet. Der mRNA-Wirkstoff bekämpfte erfolgreich sowohl Krebszellen und Tumoren „im Reagenzglas“ wie auch Metastasen in Mäusen.
FRANKFURT. Jedes Jahr sterben mehrere tausend Frauen in Deutschland an Eierstockkrebs. Sehr oft wird die Erkrankung erst erkannt, wenn sie schon weit fortgeschritten ist und sich – meist im Darm, im Bauchraum oder in Lymphknoten – Metastasen gebildet haben. Nur 20 bis 30 Prozent aller Betroffenen in einem solchen späten Stadium überleben die folgenden fünf Jahre. „An dieser Situation hat sich leider in den vergangenen zwei Jahrzehnten kaum etwas geändert“, betont Prof. Klaus Strebhardt, Leiter der Abteilung Molekulare Gynäkologie und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Frankfurt.
96 Prozent aller Patientinnen weisen einen charakteristischen Befund auf: Bei ihnen ist das sogenannte Tumorsuppressor-Gen p53 mutiert und daher nicht funktionsfähig. Das Gen enthält die Bauanleitung für ein wichtiges Protein, das normalerweise Schäden in der DNA von Zellen erkennt. Es verhindert dann, dass sich diese entarteten Zellen vermehren, und aktiviert Reparatur-Mechanismen, die die DNA-Schäden beheben. Falls das nicht gelingt, wird die Zelle abgetötet. „p53 unterbindet so sehr effektiv die Entstehung von Tumoren“, erklärt Strebhardt. „Durch die Mutation wird dieser Schutzmechanismus ausgehebelt.“
Wenn eine Zelle ein bestimmtes Protein herstellen möchte, lässt sie zunächst eine Abschrift des Gens anfertigen, das die Bauanleitung für dieses Protein enthält. Solche Abschriften nennt man mRNAs. Bei Frauen mit Eierstockkrebs sind die p53-mRNAs ebenso fehlerhaft wie das Gen, von dem sie kopiert wurden. „Wir haben im Labor eine mRNA hergestellt, die den Bauplan für ein fehlerfreies p53-Protein enthielt“, sagt Dr. Monika Raab aus der Abteilung Molekulare Gynäkologie und Geburtshilfe, die viele der zentralen Experimente in der Studie durchgeführt hat. „Diese haben wir in kleine Fettbläschen verpackt, sogenannte Liposomen, und dann zunächst in Kulturen verschiedener menschlicher Krebszelllinien getestet. Die Zellen nutzten daraufhin die künstliche mRNA, um funktionsfähiges p53-Protein herzustellen.“
Im nächsten Schritt züchteten die Wissenschaftler*innen aus Zellen von Patientinnen Eierstock-Tumoren, sogenannte Organoide. Die Zellen wurden vom Team um Prof. Sven Becker, Direktor der Frauenklink des Universitätsklinikums, für das Projekt zur Verfügung gestellt. Nach Behandlung mit der künstlichen mRNA schrumpften die Organoid-Tumoren und begannen abzusterben.
Um zu überprüfen, ob die künstliche mRNA auch in Organismen wirksam ist und Metastasen im Bauchraum bekämpfen kann, implantierten die Forschenden menschliche Eierstock-Tumorzellen in die Eierstöcke von Mäusen und spritzten den Tieren einige Zeit später die mRNA-Liposomen. Das Ergebnis war sehr überzeugend, findet Strebhardt: „Auch in den behandelten Tieren produzierten die Zellen danach mit Hilfe der künstlichen mRNA große Mengen des funktionsfähigen p53-Proteins, und in der Folge verschwanden sowohl die Tumoren in den Eierstöcken als auch die Metastasen nahezu vollständig.“
Dass die Methode so erfolgreich war, verdankt sie unter anderem den jüngsten Fortschritten auf dem Gebiet der mRNA-Technologie: Normalerweise sind mRNA-Abschriften sehr empfindlich und werden von Zellen binnen Minuten abgebaut. Inzwischen kann man die Moleküle aber gezielt modifizieren, um das zu verhindern. Ihre Lebensdauer verlängert sich dadurch erheblich, in der vorliegenden Studie auf bis zu zwei Wochen.
Zudem unterscheidet sich die künstliche mRNA chemisch etwas von ihrem natürlichen Vorbild. Dadurch wird verhindert, dass das Immunsystem nach Injektion des Moleküls auf den Plan gerufen wird und Entzündungsreaktionen auslöst. 2023 erhielten die Ungarin Katalin Karikó und ihr US-Kollege Drew Weissman für diese Erkenntnis den Medizin-Nobelpreis. „Durch die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen wie denen von BioNTech und Moderna, die während der SARS-CoV-2-Pandemie zum Einsatz kamen, wissen wir inzwischen zudem, wie wir die Moleküle noch wirksamer machen können“, erklärt Strebhardt.
Strebhardt, Raab und Becker suchen nun nach Projektpartnern für den nächsten Schritt des translationalen Projekts: die Erprobung an Patientinnen mit Eierstockkrebs. „Entscheidend ist jetzt die Frage, ob wir das Konzept und die Ergebnisse in der klinischen Realität umsetzen und mit unserer Methode auch krebskranken Frauen helfen können“, sagt Strebhardt. Die aktuellen Ergebnisse machen ihn sehr optimistisch, dass sich das Blatt bei der Behandlung von Eierstocktumoren schließlich doch wenden könnte. „p53 ist kein normaler Wirkstoff, der sich gegen eine bestimmte Schwachstelle von Krebszellen richtet. Stattdessen reparieren wir einen natürlichen Mechanismus, mit dem der Körper die Krebsentstehung normalerweise sehr effektiv unterdrückt. Das ist eine ganz andere Qualität von Krebstherapie.“
Publikation: Monika Raab, Izabela Kostova, Samuel Peña-Llopis, Daniela Fietz, Monika Kressin, Seyed Mohsen Aberoumandi, Evelyn Ullrich, Sven Becker, Mourad Sanhaji, Klaus Strebhardt. Rescue of p53 functions by in vitro-transcribed mRNA impedes the growth of high-grade serous ovarian cancer. Cancer Commun (Lond). 2023 Dec 22. https://doi.org/10.1002/cac2.12511
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/147945369
Bildtext: Tumoren aus Zellen von Patientinnen mit Eierstockkrebs, sogenannte Organoide (lichtmikroskopische Aufnahmen, linke Seite), beginnen nach Behandlung mit p53-mRNA (untere Bilder) zu schrumpfen und abzusterben, was an Rotfärbung sichtbar wird (rechte Seite). Balken: 200 Mikrometer. Fotos: Monika Raab, Universitätsklinikum Frankfurt
Weitere Informationen
Prof. Dr. Klaus Strebhardt
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Abteilung für Molekulare Gynäkologie und Geburtshilfe
Universitätsklinikum Frankfurt / Goethe-Universität Frankfurt
Telefon: +49 (0)69 6301- 6894
strebhardt@em.uni-frankfurt.de
Twitter/X: @goetheuni @UK_Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
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Chemiker der Ruhr-Universität Bochum schaltet ungiftige Vorstufen von Platinpräparaten erst in Krebszellen mit Licht oder Ultraschall scharf
Der Chemiker Dr. Johannes Karges (31) von der Ruhr-Universität Bochum wird mit dem Paul Ehrlich-und-Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2024 ausgezeichnet. Das gab der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung heute bekannt. Der Preisträger hat entdeckt, wie sich platinhaltige Chemotherapeutika nur im Tumorgewebe anreichern und erst dort aktivieren lassen. Als Trigger dafür nutzt er Licht oder Ultraschall. Präklinisch hat er den Nachweis dieser Verfahren bereits erbracht. Ihre Translation in die klinische Praxis könnte die gravierenden Nebenwirkungen dieser weltweit am häufigsten eingesetzten Krebsmedikamente drastisch verringern und ihre Wirksamkeit deutlich erhöhen.
FRANKFURT. Rund die Hälfte aller Chemotherapien weltweit wird mit Cisplatin und zweien seiner Abkömmlinge vorgenommen. Es handelt sich um Zytostatika, die Krebszellen daran hindern, sich zu teilen. Seit Jahrzehnten zeigen sie gegen einige Krebsarten beeindruckende Erfolge. Allerdings rufen sie schnell Resistenzen hervor. Weil die Platinpräparate auch die Teilung gesunder Körperzellen hemmen, sind sie mit schweren Nebenwirkungen verbunden, die von Übelkeit und Erbrechen über Nieren-, Gehör- und Nervenschädigungen bis hin zur Hemmung der Blutbildung im Knochenmark reichen. Seit langem wird deshalb nach einer Möglichkeit gesucht, diese Zytostatika nur in den Krebszellen wirken zu lassen, die sie vernichten sollen. Dann wären sie im Sinne von Paul Ehrlich Zauberkugeln ähnlich, die ausschließlich die Krankheit kurieren, ohne dem Rest des Körpers zu schaden. Die Forschung von Johannes Karges und seinem Team haben diese Vision wiederbelebt.
Die beiden Ausgangsfragen dieser Forschung waren: Wie können wir das Zytostatikum oder eine Vorstufe davon selektiv im Tumor anreichern? Wie können wir es dort selektiv aktivieren? Die Antwort besteht in der Konstruktion von winzigen Kügelchen (Nanopartikeln), die zu groß sind, um gesundes Gewebe zu durchdringen, aber klein genug, um sich zwischen Krebszellen zu drängen. Gesunde Zellen sind nämlich eng miteinander verfugt, während der Zusammenhang von Tumorgewebe der hohen Teilungsgeschwindigkeit seiner Zellen wegen lückenhaft ist. Die Nanopartikel sind mit eingebauten Empfängern versehen, die durch externe Signale aktiviert werden. Als Empfänger eignen sich Photo- oder Sonosensibilisatoren. Das sind Moleküle, die über die Eigenschaft verfügen, die Energie von aufgenommenem Licht oder Schall in chemische Reaktionen umzusetzen, bei denen Elektronen abgegeben und aufgenommen werden (Redoxreaktionen).
Zusammen mit seinem chinesischen Forschungspartner Prof. Haihua Xiao hat Karges ¬– um im Bild zu bleiben – bisher mit Erfolg zwei Gemische erprobt, die durch diese Zeitzünder in den Krebszellen zur Explosion gebracht werden können. Im ersten Fall koppelte er den Wirkstoff Oxaliplatin an einen Photosensibilisator und band beide Moleküle in ein fettlösliches Polymer ein. Die Enden dieses Polymers versah er mit wasserlöslichen Peptiden, die als Adressetiketten für den Transport in den Zellkern fungierten. In Selbstorganisation lagerten sich die so entstandenen Ketten zu Kügelchen von 80 Nanometer Durchmesser zusammen. Wenn diese Kügelchen den Kern der Krebszelle erreicht hatten, geschah nichts, solange Dunkelheit herrschte. Aber in dem Moment, in dem sie mit rotem Licht bestrahlt wurden, zerfielen sie und setzten Oxaliplatin und hochaggressiven Sauerstoff frei, was die Krebszellen zerstörte.
Rotes Licht dringt allerdings nicht tiefer als einen Zentimeter in einen Organismus ein. Die meisten Tumoren des Menschen könnte es nicht erreichen. Ultraschallwellen legen im Körper die zehnfache Strecke zurück. Im zweiten Fall berechnete Karges deshalb am Computer, welche Sonosensibilisatoren eine ungiftige Vorstufe (Prodrug) von Cisplatin durch Bestrahlung mit Ultraschallwellen in den giftigen Wirkstoff umwandeln könnten. Er fand heraus, dass Hämoglobin sich dafür am besten eignet, und packte das Biomolekül mit der Prodrug auf die bewährte Weise in Nanopartikel zusammen. Wieder reicherten sich die Partikel selektiv in Krebszellen an. Während sie unter physiologischen Bedingungen stabil blieben, wurde die Prodrug dort nach Beschallung in Gegenwart von Ascorbinsäure innerhalb von wenigen Minuten vollständig in Cisplatin umgewandelt.
Ihre in Zellkulturen gewonnenen Erkenntnisse konnten Karges und Xiao in Versuchen mit Mäusen eindrucksvoll bestätigen. In beiden beschriebenen Fällen verschwanden die Tumore der Tiere, denen die Nanopartikel injiziert worden waren, nach externer Bestrahlung mit Rotlicht oder mit Ultraschall innerhalb kurzer Zeit fast vollständig.
Dr. rer. nat. Johannes Karges studierte von 2011 bis 2016 Chemie an der Philipps-Universität in Marburg und am Imperial College in London. Als Doktorand forschte er auf dem Gebiet der Bioanorganik an der École Nationale Supérieure de Chimie de Paris und an der Sun Yat-Sen-Universität in Guangzhou in China. Nach seiner Promotion arbeitete er von 2020 bis 2022 als Postdoktorand an der University of California, San Diego, in La Jolla. Seit November 2022 leitet er als Liebig Fellow des Fonds der Chemischen Industrie seine eigene Forschungsgruppe an der Ruhr-Universität Bochum.
Der Preis wird – zusammen mit dem Hauptpreis 2024 am 14. März 2024 um 17 Uhr vom Vorsitzenden des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung in der Frankfurter Paulskirche verliehen.
Bilder des Preisträgers und ausführliche Hintergrundinformation „Ferngesteuerte Zauberkugeln“ zum Download auf: www.paul-ehrlich-stiftung.de
Weitere Informationen
Pressestelle
Paul Ehrlich-Stiftung
Joachim Pietzsch
Tel.: +49 (0)69 36007188
E-Mail: j.pietzsch@wissenswort.com
www.paul-ehrlich-stiftung.de
Öffentlicher Vortrag von Nenad Stojanović, Politikwissenschaftler an der Universität Genf, im Rahmen seiner Alfred Grosser-Gastprofessur.
FRANKFURT. Zum Abschluss seiner Alfred Grosser-Gastprofessur an der Goethe-Universität wird Nenad Stojanović, Professor für Politikwissenschaft des Schweizerischen Nationalfonds SNF an der Universität Genf, Assoziierter Forscher am Zentrum für Demokratie Aarau und Privatdozent an der Universität Luzern, einen stadtöffentlichen Vortrag zum hochaktuellen Thema der direkten Demokratie halten.
Stojanovićs Forschungsschwerpunkt liegt in Institutionen und Herausforderungen der Demokratie in multikulturellen und mehrsprachigen Gesellschaften. Im aktuellen UniReport erläutert Stojanović seinen Blick auf die direkte Demokratie: „Wir sollten direkte Demokratie als ein demokratisches Instrument würdigen und nicht als etwas sehen, das Populisten fördert. Das ist nämlich die Hauptkritik gegen Referenden, auf die man oft in Deutschland, Frankreich und Belgien stößt. Ich werde versuchen, eine Gegenthese zu entwickeln.“ Je nachdem, wie die Direktdemokratie gestaltet werde, könne sie auf den Populismus bremsend wirken.
„Es ist eben viel einfacher für einen Populisten in einem Land, wo es keine Referenden gibt, zu behaupten, er spreche im Namen des Volkes.“ Wichtig für die direkte Demokratie sei auch, dass es Checks and Balances gebe. Aus diesem Grund spreche man überhaupt von liberalen Demokratien. „Demokratie heißt ja nicht einfach, dass alle ein Stimmrecht haben und die Mehrheit entscheidet. Das wäre die Tyrannei der Mehrheit. Wichtig hingegen ist, dass es gewisse Rechte gibt, die in der Verfassung geschützt sind - die auch geschützt sind vor einem möglichen demokratischen Entscheid der Mehrheit.“
Nenad Stojanović (Universität Genf): „Direkte Demokratie gegen Populismus?“ Montag, 29.01.2024, 19:00 Uhr s.t. Casino, Raum 1.801, Renate von Metzler-Saal, Campus Westend.
Die „Alfred Grosser-Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung“ wurde 2009 auf Initiative der Deutsch-Französischen Gesellschaft von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main gestiftet. Mit dem Projekt sollen die Forschung und der öffentliche Diskurs über die Bürgergesellschaft am Standort Frankfurt vorangebracht und international sichtbar gemacht werden.
Weitere Infos zur Alfred Grosser-Gastprofessur des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften in Kooperation mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main unter https://tinygu.de/no5w0
Interview mit Nenad Stojanović im UniReport 6/2023: https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe (S. 16)
Kontakt
Sonja P. Stamness, Leitung Geschäftsstelle, Dekanat Fachbereich Gesellschaftswissenschaften.
Personaladministration, Koordination der Alfred Grosser-Gastprofessur, Goethe-Universität Frankfurt. Telefon +49 (69) 798 36573; stamness@soz.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Abschlusskonzert des Sinfonischen Blasorchesters des Collegium Musicum der Goethe-Universität
FRANKFURT. Musikstücke, die durch Bilder begleitet werden: Das diesjährige Abschlusskonzert des Sinfonischen Blasorchesters bietet dem Publikum etwas für Ohr und Auge. Beim Abschlusskonzert des Sinfonischen Blasorchesters am 30. Januar 2024 um 20 Uhr unter dem Titel „Ein Konzert in Bildern“ im Casino Festsaal auf dem Campus Westend werden die einzelnen Musikstücke durch Bilder aller Art begleitet. Die Bilder stammen u.a. aus Kollaborationen mit hiesigen Künstler*innen. Das musikalische Programm des 60 Musiker*innen starken Orchesters ist vielfältig, mit Kompositionen und Arrangements unter anderem von Rolf Rudin, Johan de Meij und Jan Bosveld. Der Eintritt ist frei.
Geleitet wird das Sinfonische Blasorchester des Collegium Musicum der Goethe-Universität seit seiner Gründung im Wintersemester 2016/2017 von Lisa Marie Bodem. Sie hat eine professionelle Ausbildung im Fach „Leitung von Blasorchestern-Metafoor“ bei Prof. Alex Schillings und Rob Goorhuis an der BDB-Musikakademie in Staufen im Breisgau absolviert. Derzeit studiert sie Schulmusik (StEx Lehramt an Gymnasien, Hauptfach Posaune) an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt.
Mehr Informationen zum Sinfonischen Blasorchester:
Website: https://unimusik-frankfurt.de/sinfonisches-blasorchester/
Soziale Medien: https://www.facebook.com/Sinfonisches-Blasorchester-der-Goethe-Universit%C3%A4t-Frankfurt-374196172926844/
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Veranstaltungsreihe „Frankfurter Schule“ wird im Museum für Kommunikation fortgesetzt – Thema sind Aufstieg und Abwehr von autoritären Einstellungen und Ideologien
Die vierte Veranstaltung der Reihe „Frankfurter Schule“ widmet sich aktuellen Herausforderungen durch den Autoritarismus. Im Fokus der vom Frankfurter Dezernat für Kultur- und Wissenschaft und dem Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ organisierten Veranstaltung stehen Fragen nach autoritären Einstellungen und Ideologien, wodurch sie bedingt werden und inwiefern sie eine konkrete Gefahr für die demokratische Gesellschaft darstellen.
FRANKFURT. Nicht nur Autokratien scheinen weltweit im Aufwind, autoritäre Ansichten greifen auch in vermeintlich gefestigten Demokratien um sich. Deutlich wird dieser Trend insbesondere durch die Wahlerfolge und die steigenden Zustimmungswerte von rechtsextremistischen Parteien in Deutschland, Europa und anderen Teilen des Globus. Es gehört zur Aufgabe kritischer Theorie, sozial diskriminierende und anti-demokratische Anschauungen aufzudecken und ihre Entstehung zu verstehen. Seit ihrer Gründung hat die Frankfurter Schule gesellschaftskritische mit psychoanalytischen Ansätzen verknüpft und wirft damit Licht auf die sozialpsychologischen Dynamiken, die hinter dem autoritären Glauben an feste Hierarchien und „rechtmäßige“ Herrschaft stehen. Auch um die politische Frage, was eine demokratische, auf Gleichheit ausgerichtete Kultur der autoritären Versuchung in Zeiten der vielen Krisen entgegensetzen kann, geht es in der Diskussion
„Wer ist autoritär?“ am Montag, den 5. Februar 2024, um 19 Uhr im Frankfurter Museum für Kommunikation mit Vera King, Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts, und Alf Mentzer, Journalist des Hessischen Rundfunks. Der Eintritt kostet 3 Euro. Karten können im Vorverkauf unter https://eveeno.com/frankfurterschule_mkf oder an der Abendkasse erworben werden.
„Autoritäre Einstellungen und Verhaltensweisen sind keinesfalls beliebig. Vielmehr folgen sie konkreten Strategien zur Durchsetzung rassistischer, rechtsextremer oder antisemitischer Ideologien. Und sie gehen zumeist einher mit einer regelrechten Lust, andere, aber auch sich selbst zu unterwerfen“, erklärt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig. „Es ist für uns elementar zu verstehen, weshalb selbst demokratisch-pluralistische Gesellschaften anfällig für autokratisches Denken sind. Nur so können wir unserer Pflicht als Demokratinnen und Demokraten gerecht werden und der fortlaufenden Agitation wirksam entgegentreten. Die kommende Ausgabe unserer Gesprächsreihe zur Frankfurter Schule möchte dazu einen Beitrag leisten.“
Professor Rainer Forst, Direktor der Normativen Ordnungen, hebt hervor, „dass Vera King, eine der renommiertesten Sozialpsycholog*innen unseres Landes, in ihrer Arbeit zeigt, wie die Frankfurter Tradition der Analysen des ‚autoritären Charakters' fortzuführen und zu aktualisieren ist“.
Vera King hat an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt Soziologie, Psychologie und Erziehungswissenschaft studiert. 1994 wurde sie ebendort mit einer Arbeit zur Entstehung der Psychoanalyse promoviert. Ihre Habilitation im Fach Soziologie schloss sie 2002 mit der Studie Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz: Individuation, Generativität und Geschlecht in modernisierten Gesellschaften ab. Danach war sie zunächst als Professorin für Sozialisations- und Entwicklungsforschung an der Universität Hamburg tätig. Seit 2016 hat sie die Professur für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Universität in Verbindung mit der Position als Direktorin am Sigmund-Freud-Institut inne; seit 2021 ist die zudem Mitglied der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ am Forschungszentrum „Normative Ordnungen“. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der sozialpsychologischen Erforschung kulturellen Wandels.
Alf Mentzer studierte Anglistik, Amerikanistik, Philosophie und Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Harvard University und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. 2000 erfolgte seine Promotion an der Goethe-Universität mit einer Studie über Die Blindheit der Texte: Studien zur literarischen Raumerfahrung. Außerdem hat er 2011 gemeinsam mit Hans Sarkowicz ein Lexikon über Schriftsteller im Nationalsozialismus beim Suhrkamp Verlag veröffentlicht. Neben seiner Arbeit als Literaturkritiker ist er unter anderem seit 2006 als Moderator der Frankfurter Römerberggespräche tätig. Beim Hessischen Rundfunk arbeitet er als Redakteur im Steuerungsteam der crosssmedialen Kulturunit.
Die vom Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main organisierte Reihe „Frankfurter Schule“ findet in regelmäßigen Abständen statt. Wechselnde Frankfurter Kultureinrichtungen sind stets Ort der Diskussionsveranstaltung. Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – zu aktuellen Problemlagen Position beziehen. Kooperationspartner der Reihe sind das Institut für Sozialforschung und hr2 Kultur. Aufzeichnungen der vergangenen Veranstaltungen können unter www.kultur-frankfurt.de/frankfurterschule eingesehen werden.
Informationen:
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation
des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net
Jana Kremin
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
des Dezernats Kultur und Wissenschaft
jana.kremin@stadt-frankfurt.de
069/212-49232
www.kultur-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de