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Die UB Frankfurt digitalisiert mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft über 550 Bände der beim Frankfurter Bürgertum beliebten Wochenzeitung von 1722 bis 1934.
FRANKFURT. In der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg ist ein Großteil der seit 1615 in Frankfurt erschienen Zeitungen und Zeitschriften überliefert. Das „Frankfurter Intelligenzblatt“ ist eine der wichtigsten Quellen für die Wirtschafts- und Kulturgeschichte Frankfurts im 18. und 19. Jahrhundert. Das erstmalig 1722 unter dem Titel „Wochentliche Franckfurter Frag- und Anzeigungs-Nachrichten“ erschienene Inseratenblatt entwickelte sich rasch zum alltäglichen und geschätzten Begleiter der hiesigen Bürgerschaft und wurde aufgrund der überregionalen Bedeutung der Stadt auch weit darüber hinaus gelesen.
Die Zeitung, die unter wechselnden Namen bis 1934 erschien, stellt mit einer Laufzeit von über 200 Jahren eine unersetzliche Ressource für die Erforschung der Alltags-, Medien und Konsumgeschichte eines der bedeutendsten urbanen Zentren Deutschlands dar. Die vielen Werbeanzeigen, privaten und offiziellen Bekanntmachungen sowie literarischen Beilagen sind unmittelbarer Ausdruck der sozio-kulturellen Identitäten des Frankfurter Bürgertums sowie des historischen Gedächtnisses der Stadt. Die Zeitung bietet einen reichen Fundus an Informationen nicht nur für die Wissenschaft, sondern darüber hinaus auch für eine breite interessierte Öffentlichkeit.
In dem von der HeBIS-Verbundzentrale koordinierten DFG-Projekt „Digitalisierung historischer Zeitungen Hessens“ wird das „Frankfurter Intelligenzblatt“ nun mit einem Volumen von insgesamt 700.000 Seiten durch einen externen Dienstleister digitalisiert. Neben der UB Frankfurt sind außerdem auch die HLB Fulda, die UB Gießen, die UB Marburg und die HLB Rhein-Main in Wiesbaden beteiligt. In diesem Vorhaben werden diverse hessische Zeitungen, Intelligenz- und Kreisblätter sowie Zeitungen der Revolutionsjahre 1848/49 digitalisiert, mit Volltexterkennung erschlossen und auf einem gemeinsamen Portal präsentiert. Insgesamt wird durch die DFG die Digitalisierung von 1,2 Millionen Zeitungsseiten gefördert.
Ein Beispiel für eine bereits digitalisierte Ausgabe der Zeitung in den Digitalen Sammlungen der UB Frankfurt - „Frankfurter Nachrichten und Intelligenzblatt“ (Abendausgabe) vom 11.11.1918: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/periodika/periodical/pageview/7244195
Weitere Informationen: Dr. Mathias Jehn, Leiter der Abteilung Bestandserhaltung und Digitalisierung sowie des Archivzentrums, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg. Tel. (069) 798 39007; m.jehn@ub.uni-frankfurt.de
Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: b.wirth@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Im aktuellen UniReport kommen Studierende zu Wort, die über ihren Umgang mit der Corona-Pandemie berichten. Trotz Reisebeschränkungen sind auch einige internationale Studierende vor Ort in Frankfurt.
FRANKFURT. Seminare in Präsenz, Treffen mit Kommiliton*innen auf dem Campus, gemeinsame Aktivitäten auch außerhalb des Lehrbetriebs: Studierende an der Goethe-Universität blicken angesichts der Lockerungen nach vorne und freuen sich auf den Präsenzbetrieb im Wintersemester, den die Goethe Universität allmählich vorbereitet. Im aktuellen UniReport kommen Studis zu Wort, die erst seit wenigen Semestern an der Goethe-Universität studieren. Sie berichten von ganz unterschiedlichen Erfahrungen. Viele können dem Online-Lehrbetrieb viel abgewinnen, genießen die Zeit- und Ortsunabhängigkeit. Andere wiederum tun sich schwer, sich ohne direkte Kontakte zu anderen Studierenden im digitalen Studium zurechtzufinden. Einigen sind die Studentenjobs weggebrochen; auf einen Umzug in eine eigene Bude haben viele erst einmal verzichtet. Nahezu alle Studierenden sind aber neugierig, wie sich ein Studentenleben auf dem Campus anfühlen wird.
Für internationale Studierende oder Gaststudierende stellt die Corona-Pandemie
vor allem eine Einschränkung der Mobilität dar. Es gibt derzeit keine wirkliche
Planungssicherheit, in den meisten Ländern gelten Reisebeschränkungen, es gibt
wenig oder gar keine Visumstermine. Absagen oder Verschiebungen sind die Folge.
Internationale Studierende, die sich in Deutschland aufhalten, nutzen schon
lange digitale Kommunikationsmedien, um den Kontakt zu Familie und Freunden in
der Heimat aufrechtzuerhalten. Aber Vorlesungen und Seminare in Präsenz
empfänden die meisten als Bereicherung – man hofft auf eine Rückkehr zum
normalen Lehrbetrieb im nächsten Semester.
Weitere Themen im aktuellen UniReport:
- Wenn
Eminenz wichtiger als Evidenz ist: Der diesjährige Goethe-Medienpreis geht an
drei SZ-Journalisten, die den spektakulären Fall eines fehlerhaften Papers im
Bereich der Hirnforschung aufgeklärt haben.
- Studium
der Lebewesen: Im Masterprogramm „Ökologie und Evolution“ wird Diversität
großgeschrieben.
- Verdienste
auf vielen Feldern: Der Zell-Biologe Jürgen Bereiter-Hahn ist 80 Jahre alt
geworden.
- Interessiert
am Stadtleben: Susanne Heeg, Humangeographin.
- Die
Rückkehr der „Dinge“: Die Soziolog*innen Katharina Hoppe und Thomas Lemke über
ihren Einführungsband zu den „Neuen Materialismen“.
- „Wir
könnten Gesellschaft auch anders einrichten“: Der Soziologe Stephan Lessenich
über seine neuen Aufgaben an der Goethe-Universität und am Institut für
Sozialforschung.
- Hirse
in Indien, Sparen in Äthiopien, Forschungsgeschichte in Australien: Am
Frobenius-Institut gehen drei neue, von der DFG geförderte Projekte an den
Start.
- „Der
Müll, die Stadt und der Tod“, Erinnerung an einen Theaterskandal: Fragen an den
Theaterwissenschaftler Nikolaus Müller-Schöll.
- Wenn
die Konjunktion plötzlich gebeugt wird: Der Linguist Günther Grewendorf hat dem
sprachlichen Reichtum des Bairischen ein ganzes Buch gewidmet.
- Ein
Festakt im virtuellen Raum: 40 Jahre Japanologie am Fachbereich Sprach- und
Kulturwissenschaften
- Alfred
Landé – Der vergessene Pionier: Vor 100 Jahren löste der Physiker in Frankfurt
ein Rätsel der Quantentheorie.
- Harmonie
und Verunsicherung: Drei Fragen zur Bundestagswahl an den
Politikwissenschaftler Thomas Zittel.
- In
Transit|ion: Lesung und Gespräch mit Yann Martel, Autor von „Schiffbruch mit
Tiger“.
- Ästhetik
unter den Bedingungen des Spätkapitalismus: Westberg-Vorlesungen 2021 mit der
Literaturwissenschaftlerin Sianne Ngai (Chicago).
- Feminismus
und Islam? Helma Lutz, Marianne Schmidbaur und Meltem Kulaçatan über die Genese
der Vorlesungsreihe „Whose
Gender? Whose Sex? Zur Polyvalenz der Geschlechterverhältnisse im Islam“.
- Jubiläum:
Über 500 000 Literaturnachweise in der „Bibliographie der deutschen Sprach- und
Literaturwissenschaft (BDSL)“.
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität wird Partner des Ausstellungsprojekts „tinyBE • living in a sculpture“ – tinyBE-Info-Box informiert ab dem 28. Mai auf dem Campus Westend
Welche Orte brauchen wir zum Leben und Arbeiten? Wie groß, wie
klein kann der Raum für ein erfülltes und nachhaltiges Leben sein? Die
Ausstellung tinyBE – vom 26. Juni bis 26. September im Frankfurter Metzler Park
– greift diese Fragen mit bewohnbaren Skulpturen internationaler Künstler:innen
auf. Eine digitale Info-Box informiert vorab über das Projekt, das vom
Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität wissenschaftlich
begleitet wird.
FRANKFURT. Mit
einer roten Info-Box geht es los: Auf vier Bildschirmen liefert
die tinyBE Info-Box der Architekten schneider+schumacher vor dem Casino-Anbau
auf dem Campus Westend vom 28. Mai bis zum 24. Juni 2021
Informationen über die tinyBE-Ausstellung, das wissenschaftlich-künstlerische
Rahmenprogramm der tinyMONDAYS und die beteiligten Förderer und
Kooperationspartner. Die Ausstellung greift aktuelle Debatten über die Zukunft
von Wohnen und Arbeiten auf, über soziokulturelle Herausforderungen und den
ressourcenschonenden Umgang mit Lebensräumen in künstlerisch und funktional
gestalteten Kleinarchitekturen – Themen, mit denen sich auch die Videobeiträge
der Info-Box von Wissenschaftler:innen des Forschungsverbunds „Normative
Ordnungen“ befassen.
Die zentrale Ausstellung „tinyBE • living in a sculpture“ zeigt
anschließend vom 26. Juni bis 26. September im Frankfurter Metzlerpark
(mit Satelliten in Darmstadt und Wiesbaden) bewohnbare Skulpturen international
renommierter Künstler:innen. Im Metzlerpark wird auch ein Ausstellungspavillon
entstehen, der von Studierenden der Hochschule für Gestaltung Offenbach
entworfen wird und als Gartentheater und Besucherzentrum dienen soll.
Der Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ ist Partner und Mitgestalter
des wissenschaftlich-künstlerischen Rahmenprogramms: Unter anderem veranstaltet
der Forschungsverbund am 5. Juli einen Dialognachmittag zum Thema „Von
großen und kleinen Räumen. Das Zusammenleben auf globaler Ebene.“ In
Podiumsdiskussionen und Impulsen werden Antworten auf die Frage gesucht, wie
Individuen und Gesellschaft das zukünftige Zusammenleben mitgestalten können
(weitere Informationen in Kürze).
Die Info-Box wird von den Architekten schneider+schumacher als
Unterstützung für tinyBE gestaltet. Das Design geht auf das erfolgreiche
Kommunikationsprojekt „Rote Info-Box“ des Architekturbüros zurück: ein
Informationszentrum, das 1995 für die größte Baustelle Europas am Potsdamer
Platz in Berlin entworfen und realisiert wurde.
Die wissenschaftlichen Videobeiträge für die tinyBE-Info-Box
stammen von den Mitgliedern des Forschungsverbunds Prof. Dr. Darrel Moellendorf
(Professor für Internationale Politische Theorie und Philosophie der
Goethe-Universität), Prof. Dr. Indra Spiecker gen. Döhmann, LL.M. (Professorin
für Öffentliches Recht, Umweltrecht, Informationsrecht und Verwaltungswissenschaften
der Goethe-Universität), Dr. Tatjana Sheplyakova (Postdoktorandin des
Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“) und Jun.-Prof. Dr. Franziska Fay
(Juniorprofessorin für Ethnologie mit dem Schwerpunkt Politische Ethnologie der
Johannes Gutenberg Universität Mainz und ehemalige Postdoktorandin des
Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“). Sie richten aus Sicht ihrer
aktuellen Forschung einen kommentierenden Blick auf die Skulpturen FIRST
von Onur Gökmen, MY-CO SPACE des SciArt Kollektivs MY-CO-X, Alison
Knowles The House of Dust und Laure Prouvosts Boobs Hills Burrows.
Das Gesamtprojekt wird gefördert vom Kulturfonds Frankfurt
RheinMain und unterstützt von der Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die
Region, den Städten Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt, dem Land Hessen und
weiteren Stiftungen und Sponsor:innen. Schirmherrin ist Dr. Ina Hartwig,
Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt a.M.
Weitere Informationen unter:
https://tinybe.org
www.normativeorders.net
Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/101742698
Bildtext 1: Die rote Info-Box des Architektenbüros schneider +schuhmacher auf
dem Campus Westend informiert über die Kunstausstellung „tinyBE • living in a
sculpture“ (© Normative Ordnungen)
Bildtext 2:
MY-CO-SPACE, 2021, von der Künstlergruppe MY-CO-X ist eine der
bewohnbaren Skulpturen im Frankfurter Metzlerpark (©Sven Pfeiffer, MY-CO-X)
Weitere Informationen
Anke
Harms, Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds
„Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
Josefine
Rauch, Projektkoordinatorin, PR und Kommunikation tinyBE
j.rauch@tinybe.org
Redaktion: Pia Barth, Referentin für
Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Neue Projekte am Frobenius-Institut an der Goethe-Universität befassen sich mit der kulturanthropologischen Dimension von Nahrungsressourcen
Reis, Weizen und Hirse stehen im Zentrum zweier neuer DFG-geförderter Forschungsprojekte am Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität. Unter dem Dach des Sonderforschungsbereich (SFB) „RessourcenKulturen“ an der Universität Tübingen erforscht Institutsdirektor Prof. Dr. Roland Hardenberg die religiösen und (agrar-)ökonomischen Dimensionen von Getreide.
FRANKFURT. „Unser
tägliches Brot gib uns heute“ – so heißt es im Vaterunser. Ohne Zweifel haben
Grundnahrungsmittel wie Getreide für viele Menschen weltweit auch eine
religiöse Bedeutung. Damit befasst sich das Teilprojekt „RessourcenKulturen von
Reis und Weizen in Süd- und Zentralasien: Religiöse und (agrar-)ökonomische
Dimensionen von Getreide“ im Sonderforschungsbereich 1070. Der SFB ist in
Tübingen angesiedelt und wurde jetzt verlängert. Mit der Verlängerung einher
geht die Förderzusage für das Frankfurter Teilprojekt, das Institutsleiter
Prof. Dr. Roland Hardenberg beantragt hat. Kooperationspartner sind die
Universität Groningen in den Niederlanden und die Nazarbayev Universität in
Kasachstan.
Drei Fallstudien sollen die empirische Basis liefern: Eine widmet
sich dem Umgang mit Reis in West-Odisha in Indien, wo die Göttin Lakshmi mit
Reis identifiziert wird. Dort hat die so genannte Grüne Revolution mit
industriell erzeugtem Saatgut viel Schaden angerichtet. Um die heimischen
Reissorten zu stärken, werden auf diese religiösen Vorstellungen
zurückgegriffen. Eine zweite Fallstudie blickt auf das Hochland von Odisha, wo
eben diese Sorten noch kultiviert werden. Und die dritte Fallstudie wiederum
befasst sich mit dem Weizenanbau in Kasachstan, wo es einen spirituellen
Patron, Baba Deyqan für das Getreide gibt. Wie hat die industrielle
Landwirtschaft dieses religiöse Erbe beeinflusst? Und wie kann es im Sinne von
Nachhaltigkeit reaktiviert werden? Alle drei Fallstudien sollen Aufschluss
darüber geben, wie Getreide als religiöses Medium Akteure, Idee und Praktiken
zusammenbringen und Dynamiken in Gang setzen kann.
Hirse im Fokus eines weiteren DFG-Projekts
Getreidesorten und ihre kulturanthropologische Bedeutung sind
einer der Forschungsschwerpunkte von Roland Hardenberg, der früher
Stellvertretender Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Ressourcenkulturen“ in
Tübingen war. Seit mehreren Jahren bereits hat er auch Hirsekulturen in Indien
im Blick. Gemeinsam mit der Universität Groningen in den Niederlanden hat er
das „Groningen-Frankfurt Millets Network“ gegründet – Millets ist englisch für
Hirse. Nach dem Stand der Forschung ist Hirse eine bislang stark unterbewertete
Nahrungsquelle. Da sie in Asien und Afrika vor allem von ärmeren
Bevölkerungsschichten angebaut und verzehrt wird, gilt sie dort meist als eher
„primitives“ Essen. Dabei handelt es sich in Wahrheit um eine Art
Wundernahrung, die viele Ernährungsprobleme lösen könnte: Hirse ist nahrhaft,
enthält viele Vitamine und Mineralien, ist glutenfrei. Beim Anbau braucht Hirse
wenig Wasser, der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden ist nur begrenzt
notwendig. Sie wächst schnell und hat einen hohen Ertrag. Und trotz alledem hat
die Hirse dieses Imageproblem. Doch das ändert sich gerade.
„Die Regierungen haben erkannt, dass Hirsen helfen könnten, die
Millenniumsziele zu erreichen und den Hunger zurückzudrängen“, sagt Hardenberg.
In den Städten sei die Hirse, die man je nach Sorte zu unterschiedlichen
Produkten verarbeiten kann, bereits im Trend. Und vor kurzem wurde Hirse in das
staatliche Verteilungssystem (PDS) für die arme Bevölkerung aufgenommen, so
dass immer mehr Bauern nicht mehr nur für den eigenen Bedarf produzieren. Das
neue Projekt soll nun am Beispiel der Region Odisha im Osten Indiens
Erkenntnisse darüber erbringen, welche Auswirkungen diese Strategie auf
diejenigen hat, die Hirsesorten produzieren, verteilen und konsumieren. Eine
Fallstudie betrachtet die Situation in der Hauptstadt Bhubaneswar, wo Hirse in
immer mehr Geschäften und Restaurants angeboten wird. In einer zweiten geht es
um die Auswirkungen des staatlichen Verteilungssystems auf die Anbaupraxis, in
einer dritten um die Situation der Schwendbauern im Hochland, die als „Wächter
der Hirse“ bezeichnet werden, weil sie mit ihrer nachhaltigen Bewirtschaftung
die Vielfalt des Saatguts bewahren helfen. In der Zusammenschau sollen die drei
Fallstudien ein Bild ergeben davon, wie Menschen den Status von Hirse
definieren, welches Wissen sie darüber haben, wie sie mit den Pflanzen und
ihren Produkten umgehen, welche Technologien sie verwenden und welche
Verbindungen zwischen Hirsesorten und sozialen Identitäten bestehen. Dabei
kooperiert das Frobenius-Institut mit der Archäobotanik an der
Goethe-Universität und an der Universität Groningen.
Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/101742425
Bildtext:
Bild
1: Ähre der "kleinen Hirse" (panicum sumatrense) im Hochland von
Odisha, Indien. Ein Forschungsprojekt am Frobenius-Institut befasst sich mit
der Bewertung und Verwendung lokaler Hirsesorten. (Foto: Roland Hardenberg)
Bild
2: Opfer für den Nassreis während der Ernterituale im indischen West-Odisha. (Foto:
Peter Berger)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Roland Hardenberg
Direktor Frobenius-Institut an der Goethe-Universität
Telefon 069 798-33050
E-Mail: Hardenberg@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Goethe-Universität kann sich mit dem Antrag für das Projekt „Digital Teaching and Learning Lab“ in einem bundesweiten Verfahren durchsetzen.
FRANKFURT. Die Goethe-Universität ist mit ihrer Antragstellung in der Förderlinie „Hochschullehre durch Digitalisierung stärken“ der Stiftung "Innovation in der Hochschullehre" erfolgreich: Mit dem Projekt „Digital Teaching and Learning Lab“ sollen neue Konzepte des digitalen Lehrens, Lernens und Prüfens entwickelt, erprobt und nutzbar gemacht werden. Der Antrag der Goethe-Universität wurde in vollem Umfang bewilligt, die Fördersumme beträgt 4,12 Mio. Euro. Die Universität wird nun von der Stiftung "Innovation in der Hochschullehre" zur Einreichung eines definitiven Finanzierungsplanes aufgerufen werden. Dessen Prüfung stellt dann den letzten Schritt vor der formalen Förderzusage dar. Die Förderung des beantragten Projekts „Digital Teaching and Learning Lab“ (DigiTeLL) der Goethe-Universität kann ab dem 1. August 2021 starten.
„Für
mich ist das ein schönes Beispiel dafür, dass wir auch an einer so großen und
vielfältigen Universität Interessen und Bedarfe zu einem gemeinsamen Projekt
zusammenführen können, von dem letztlich die gesamte Lehre profitiert“, betont
Prof. Roger Erb, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Goethe-Universität
bis April 2021. In seiner Amtszeit wurde die Antragstellung konzipiert und koordiniert.
Prof. Christiane Thompson, seit Mai 2021 die Nachfolgerin Erbs als
Vizepräsidentin für Studium und Lehre, ergänzt: „Ich freue mich, dass die
Goethe-Universität auf einem immer wichtiger werdenden Feld wie der
Digitalisierung auf Grundlage bereits vorhandener Kompetenzen neue
Kommunikations- und Vernetzungsformen entwickeln kann.“ Erb und Thompson danken
gemeinsam allen an der Antragstellung Beteiligten für die konstruktive Arbeit.
In
dem „Digital Teaching and Learning Lab“ werden erprobte Lehr-, Lern- und
Prüfungsszenarien um digitale Instrumente und innovative Learning Designs
erweitert werden. Das Lab ist dazu als (virtueller) Kommunikations- und
Kollaborationsraum angelegt, der Inkubator- und Akzelerator-Elemente zu einer
dauerhaften Innovationsschleife verknüpft. Dabei geht es um „High Teach“, die
lernendenzentrierte Verbesserung von Studium und Lehre: In sogenannten
Partnerships – dem Herzstück des DigiTeLL – werden sich Lehrende der
Fachbereiche untereinander sowie mit zentralen Unterstützungsstrukturen
vernetzen, um innovative Entwicklungsprojekte in Lehrveranstaltungen
umzusetzen. So werden an der Goethe-Universität zukünftig kontinuierlich neue
Konzepte des digitalen Lehrens, Lernens und Prüfens entwickelt, erprobt und
nach Evaluation der Ergebnisse in der Breite nutzbar gemacht. Die
Querschnittsthemen Diversität und Barrierefreiheit sowie Constructive Alignment
stellen sicher, dass die ausdifferenzierten Bedarfslagen der heterogenen
Studierendenschaft berücksichtigt werden und die Erhöhung des Studienerfolgs
als Ziel der Maßnahmen im Fokus steht.
Der Auswahlausschuss der Förderlinie hat diese Entscheidung in einem wettbewerblichen und wissenschaftsgeleiteten Verfahren sowie unter gleichberechtigter Beteiligung von Studierenden getroffen. Von den insgesamt 264 bei der Stiftung eingereichten Anträgen (216 Einzel- und 48 Verbundvorhaben) wurden 139 Projektvorhaben als förderwürdig eingestuft, darunter 115 Einzel- und 24 Verbundanträge. Das gesamte Fördervolumen für die ausgewählten Projekte beträgt für die maximal dreijährige Förderung bis zu 330 Millionen Euro. Es verteilt sich bundesweit über verschiedene Hochschulformen und Hochschulgrößen. Die bewilligte Fördersumme je Antrag bewegt sich zwischen 381.000 und 5.000.000 EUR.
Die im vergangenen Jahr gegründete Stiftung „Innovation in der Hochschullehre“ ist eine Treuhandstiftung in Trägerschaft der gemeinnützigen Toepfer Stiftung gGmbH. Ihre Aktivitäten dienen dem Ziel, Innovationen im Bereich des Lehrens und Lernens an Hochschulen zu ermöglichen sowie die Erneuerungsfähigkeit der Hochschullehre insgesamt und kontinuierlich zu stärken. Die Stiftung fördert geeignete Projekte, die an einzelnen Hochschulen verankert sind oder im Verbund umgesetzt werden. Zudem schafft sie Vernetzungsangebote für Akteur*innen, unterstützt den Austausch über Projektergebnisse, Erfolge und Herausforderungen und macht gemeinsames Wissen verfügbar. Programm und Förderung der Stiftung kommen der gesamten Breite der deutschen Hochschullandschaft zugute.
Weitere Informationen zur Förderentscheidung sowie zur Förderlinie
„Hochschullehre durch Digitalisierung stärken“ finden sich auf den
Internetseiten der Stiftung "Innovation in der Hochschullehre" unter https://stiftung-hochschullehre.de/projektfoerderung/foerderentscheidung/
Kontakt: Vincent Rastädter, Referent für Drittmittelprojekte in der Lehre. Präsidialbereich, Abteilung Lehre und Qualitätssicherung, Goethe-Universität Frankfurt. Telefon +49 (69) 798 12452, E-Mail: rastaedter@em.uni-frankfurt.de www.luq.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Langfristige Folgen befürchtet - körperliche Aktivität könnte eigentlich helfen, Pandemien besser zu bewältigen
Gut 40 Prozent weniger aktiv waren die Menschen während des ersten Lockdowns, zeigt eine internationale Studie unter Leitung der Goethe-Universität Frankfurt. Auch das psychische Wohlbefinden sank; der Anteil an Menschen mit einem Risiko für Depressionen verdreifachte sich. Das Autorenteam befürchtet langfristige Auswirkungen und fordert, dies künftig zu berücksichtigen.
FRANKFURT. Vor
einer versteckten „Pandemie innerhalb der Pandemie“ warnen 20
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 14 Ländern in zwei aktuellen
Veröffentlichungen. Zum einen sei die körperliche Aktivität während der
Corona-bedingten Einschränkungen deutlich gesunken, zum anderen habe das
psychische Wohlbefinden gelitten. „Regierungen und Verantwortliche für das
Gesundheitssystem sollten unsere Erkenntnisse ernst nehmen“, betont das Team
unter Leitung von Dr. Jan Wilke vom Institut für Sportwissenschaften der
Goethe-Universität Frankfurt.
Rund 15.000 Menschen aus den beteiligten Ländern hatten im Rahmen
einer internationalen Erhebung standardisierte Fragebögen beantwortet. Dabei
schätzten sie im April/Mai 2020 ihre körperliche Aktivität (13.500
Teilnehmende) sowie ihr psychisches und physisches Wohlbefinden (15.000
Teilnehmende) vor und während der Pandemie-bedingten Einschränkungen ein.
Ältere Menschen besonders betroffen
„Die Ergebnisse zeigen einen drastischen Rückgang der körperlichen
Aktivität und des Wohlbefindens“, so Wilke. Mehr als zwei Drittel der Befragten
konnten ihr übliches Bewegungsniveau nicht aufrechterhalten. Mäßige sportliche
Aktivitäten nahmen nach Eigenangaben durchschnittlich um 41 Prozent ab – dazu
zählt alles, was Herzschlag und Atmung erhöht, beispielsweise flottes Gehen,
Laufen, Radfahren oder auch anstrengende Gartenarbeit.
Ähnlich stark sank mit 42 Prozent der Anteil intensiver Bewegung,
bei der man schwitzt und deutlich außer Atem kommt. Die Effekte waren etwas
höher bei Berufssportler:innen und besonders aktiven Menschen sowie
vergleichsweise Jungen und Alten. Besonders auffällig war der Aktivitäts-Rückgang
bei den über 70-Jährigen, die sich zu 56 bis 67 Prozent weniger bewegten als
zuvor. „Dabei wissen wir, dass körperliche Inaktivität gerade bei Älteren schon
nach zwei Wochen nur noch schwer reversible Änderungen nach sich ziehen kann –
beispielsweise beim Körperfettanteil oder der Insulinsensitivität“, warnen die
Studienautor:innen.
Bewegung schützt vor Krankheiten und senkt die Sterblichkeit
Die WHO empfiehlt mindestens 150 Minuten mäßige oder mindestens 75
Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche – das erreichten vor der
Pandemie 81 Prozent der Studienteilnehmer:innen, während des Lockdowns nur noch
63 Prozent. Dabei kann ausreichende Bewegung die Sterblichkeit um bis zu 39
Prozent senken, wie eine Studie 2015 zeigte. Daten lassen vermuten, dass zu
wenig Bewegung bei etwa jedem zehnten vorzeitigen Todesfall eine Rolle spielt,
denn körperliche Aktivität verringert die Wahrscheinlichkeit beispielsweise von
Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes sowie Krebs.
Es ist bekannt, dass Bewegung das Immunsystem aktiviert, da sie
die Durchblutung fördert und die für die Abwehr wichtigen Lymphozyten und
Botenstoffe (Zytokine) aktiviert. So zeigen Studien, dass körperlich aktive
Menschen weniger empfänglich sind für Influenza-, Rhino- und Herpesviren sowie
Atemwegsinfektionen allgemein. Möglicherweise schützt Bewegung also auch vor
schweren COVID-19-Verläufen, indem sie Risikofaktoren wie Übergewicht
verringert. Körperliche Gesundheit und Bewegung reduzieren zudem das Risiko
psychischer Beschwerden wie Depressionen und Angststörungen.
Drastisch reduziertes mentales Wohlbefinden
In einem weiteren Teil der Studie hatte das Autorenteam das
mentale Wohlbefinden während der Pandemie-Einschränkungen erfragt. 73 Prozent
der Studienteilnehmer:innen gaben an, dass es sich verschlechtert habe. Der
Wohlbefindlichkeits-Index der WHO, der Stimmung, Entspannung, Aktivität,
Ausgeruhtheit und Interesse misst, sank durchschnittlich während der ersten
Lockdown-Phase von 68 Prozent gefühlter Lebensqualität vor der Pandemie auf 52
Prozent.
Die Menschen empfanden sich vor allem weniger „aktiv und
energiegeladen“ und führten ein weniger „mit interessanten Dingen gefülltes
Leben“. Der Anteil sehr niedriger Werte, die auf eine Depression hinweisen,
verdreifachten sich von 15 auf 45 Prozent. „Diese Effekte waren stärker bei
Frauen und Jüngeren “, heißt es in der Studie. „Besonders die Bedürfnisse von
Frauen sollten stärker berücksichtigt werden, da sie deutlich gefährdeter
sind.“
Immerhin 14 bis 20 Prozent der Befragten gaben aber auch an, dass
sich ihr Befinden verbessert habe – mögliche Gründe sehen die Autor:innen in
mehr Familienzeit, höherer Arbeitsautonomie, weniger Dienstreisen oder auch
einer veränderten Gesundheitswahrnehmung. „Doch ein großer Bevölkerungsteil
leidet möglicherweise still an noch kaum sichtbaren gesundheitlichen
Auswirkungen der Pandemie“, warnt das Autorenteam.
Relevant für weltweit vier Milliarden Menschen
Das könnte sich auch in steigenden Gesundheitskosten äußern: Laut
US-Daten sind die jährlichen Ausgaben für inaktive oder unzureichend aktive
Personen um 1200 bzw. 600 Euro erhöht – das würde sich allein für die 3104
Menschen aus der Befragung, die sich während des Lockdowns nicht mehr
ausreichend bewegten, nach einem Jahr auf zwei bis vier Millionen Euro
summieren.
Die Ergebnisse dieser ersten multinationalen Studien dürften für
geschätzt weltweit vier Milliarden Menschen relevant sein, die von den
Einschränkungen der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 betroffen waren.
Allerdings wurden die Daten überwiegend über elektronische Medien erhoben,
sodass Bevölkerungsteile ohne Internet nicht einbezogen wurden. Auch nach
Faktoren wie Wohnumfeld, Bildung und Sozialstatus wurde nicht differenziert.
Zudem beruhen die Daten auf Eigeneinschätzungen, nicht auf Messungen, was
gerade die rückblickende Wahrnehmung verzerren könnte. „Dennoch zeigen unsere
Ergebnisse, dass die Themen körperliche Aktivität und Wohlbefinden auf die
Agenda der Politik gehören“, betont Wilke.
„Interessenvertreter müssen Strategien entwickeln, um den Verlust
der körperlichen Aktivität abzumildern“, schreiben die Autor:innen. Sie
schlagen vor, die Öffentlichkeit besser aufzuklären, Aktivitätsmöglichkeiten
mit geringer Infektionswahrscheinlichkeit zu schaffen und beispielsweise
qualifizierte Sportprogramme für zu Hause anzubieten. Dies würde sich neben
zahlreichen weiteren gesundheitlichen Facetten insbesondere positiv auf das
mentale Wohlbefinden auswirken.
Ähnlich negative Effekte wie in diesen Studien beobachtet müssten
bei künftigen Pandemien unbedingt vermieden werden. „Körperliche Aktivität und
Bewegung haben leider keine starke Lobby und werden im öffentlichen Diskurs
meist vernachlässigt“, so Wilke. „Dabei können sie uns massiv dabei helfen, die
Pandemie besser zu bewältigen.“
Publikationen: Jan Wilke et al. A Pandemic within the Pandemic? Physical Activity Levels Substantially Decreased in Countries Affected by COVID-19. Int. J. Environ. Res. Public Health, Vol. 18, 5 (2021), https://www.mdpi.com/1660-4601/18/5/2235/htm#B11-ijerph-18-02235Jan Wilke et al., Drastic Reductions in Mental Well-Being Observed Globally During the COVID-19 Pandemic: Results from the ASAP Survey. Front. Med. 8:578959 (2021), https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2021.578959/full
Weitere Informationen
Dr. Jan
Wilke
Institut für Sportwissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (69) 798-24588,
wilke@sport.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/50765300/Arbeitsbereich_Sportmedizin_und_Leistungsphysiologie
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert neuen SFB-Transregio 326 „Geometrie und Arithmetik uniformisierter Strukturen“ – SFB 1039 zu medizinischer Signalwegforschung geht in dritte Förderphase – Goethe-Universität an zwei weiteren SFB-Transregios beteiligt
Die Erforschung komplexer geometrischer und arithmetischer Objekte ist das Ziel des neuen Sonderforschungsbereichs Transregio 326 (TRR 326), der von der Goethe-Universität koordiniert wird. Die DFG gab heute bekannt, dass der TRR 326 in den kommenden vier Jahren mit 9,2 Millionen Euro gefördert wird. Der SFB 1039 „Krankheitsrelevante Signaltransduktion durch Fettsäurederivate und Sphingolipide“, auch unter der Sprecherschaft der Goethe-Universität, wird fortgesetzt und erhält für die dritte Förderphase 9,6 Millionen Euro. Zwei weitere TRR, an denen die Goethe-Universität beteiligt ist, werden ebenfalls durch die DFG gefördert: Beim TRR 211 „Stark wechselwirkende Materie unter extremen Bedingungen“ geht in der zweiten Förderperiode die Sprecherschaft von der Goethe-Universität an die Technische Universität Darmstadt über (9,2 Millionen Euro). Auch am TRR 301 „Die Tropopausenregion in einer Atmosphäre im Wandel“ (Sprecherin: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 12,3 Millionen Euro) sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität maßgeblich beteiligt.
FRANKFURT. Prof.
Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, gratuliert den
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu ihrem Erfolg: „Das Engagement der
Goethe-Universität insbesondere in den Transregio-Sonderforschungsbereichen
zeigt unsere exzellente wissenschaftliche Vernetzung in der Region, gerade in
den Naturwissenschaften und in der Medizin. Im Verbund der
Rhein-Main-Universitäten Frankfurt, Mainz und Darmstadt haben wir dieser
regionalen Zusammenarbeit einen Rahmen gegeben: Mittlerweile gibt es mehr als
30 Forschungsverbünde und Forschungsnetzwerke in dieser strategischen Allianz,
und im vergangenen Jahr haben wir das RMU-Studium etabliert, damit auch
talentierte Studierende von der RMU profitieren können.“
Die mathematische Erkundung komplizierter geometrischer und
arithmetischer Räume mithilfe der Uniformisierung ist das Forschungsthema des TRR
326 „Geometrie und Arithmetik uniformisierter Strukturen – GAUS“.
Erfolgreich beantragt haben den TRR 326 neben der koordinierenden
Goethe-Universität Frankfurt die Technische Universität Darmstadt und die
Universität Heidelberg, assoziierte Institutionen sind die Johannes
Gutenberg-Universität Mainz und die Technische Universität München. Das Konzept
der Uniformisierung geht auf Ideen von Felix Klein und Henri Poincaré aus dem
19. Jahrhundert zurück und sucht nach einer einheitlichen Beschreibung
bestimmter geometrischer Objekte. Ein sehr einfaches Beispiel für einen
uniformisierten geometrischen Raum findet sich im Spielzeug Slinky,
einer Metallspirale, die in „Purzelbäumen“ eine Treppe hinunter„laufen“ kann.
Zusammenpresst hat sie – von oben gesehen – die Geometrie eines Kreises. Dieser
Kreis wird uniformisiert, indem wir die Metallspirale auseinanderziehen.
Besonders einfach wird es, wenn die Spirale komplett entrollt geometrisch nur
noch ein einfacher Draht ist. Damit die Information des Slinky erhalten bleibt,
ist jede Spiralwindung auf dem Draht mit einem Farbtupfer markiert, wodurch der
Draht eine Verschiebungssymmetrie erhält (man wechselt die Etage in der
Spirale). Ein global komplizierter geometrischer Raum (im Beispiel der Kreis
des Slinky) wird durch einen deutlich einfacheren Raum ersetzt (hier eine
Gerade), ohne die lokale Struktur zu verändern. Die ursprüngliche Komplexität
wird dabei durch innere Symmetrien (im Beispiel veranschaulicht durch
periodische Markierungen) des einfacheren Raums beschrieben.
Beim TRR 326 GAUS befassen sich Mathematikerinnen und Mathematiker
mit der Uniformisierung sehr komplizierter geometrischer Räume – wobei dies
moderne geometrische Konzepte umfasst, insbesondere tropische und p-adische
Geometrien – und mit analogen Anwendungen der Uniformisierungstechnik auch bei
arithmetischen (zahlentheoretischen) Fragegestellungen. Die Forscherinnen und
Forscher versuchen hier, grundsätzliche Zusammenhänge zu erkennen, etwa zu
Modulräumen, automorphen Formen, Galoisdarstellungen oder kohomologischen
Strukturen. Prof. Jakob Stix, Mathematiker an der Goethe-Universität und
GAUS-Sprecher, meint: „Mit dem SFB-Transregio GAUS knüpfen wir an die überaus
erfolgreiche Zusammenarbeit von TU Darmstadt und Goethe-Universität im
LOEWE-Schwerpunkt ‚Uniformisierte Strukturen in Arithmetik und Geometrie' sowie
die DFG-Forschergruppe ‚Symmetrie, Geometrie und Arithmetik' der TU Darmstadt
und der Universität Heidelberg an. Ich freue mich sehr auf die gemeinsame
Forschung mit so vielen herausragenden Kolleginnen und Kollegen.“
In seine dritte Förderperiode geht der Sonderforschungsbereich
1039 „Krankheitsrelevante Signaltransduktion durch Fettsäurederivate und
Sphingolipide“, den die Goethe-Universität zusammen mit dem
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim jetzt
fortsetzt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befassen sich mit einer
Gruppe schlecht wasserlöslicher Biomoleküle, den Lipiden. Sehr prominent bilden
diese als Lipiddoppelschicht die Membranen, die unsere Zellen umhüllen und die
auch das Innere der Zellen gliedern. In Form von Fetten dienen sie unserem
Körper als Energiespeicher.
Im SFB 1039 allerdings wird eine immer noch vergleichsweise wenig
erforschte Funktion untersucht: Lipide sind Teil vieler Signalwege, über die
die Zellen Wachstum und Stoffwechsel regulieren und mit ihrer Umgebung
kommunizieren. Fehlregulierte Lipide sind offenbar bei der Entstehung und im
Verlauf von Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes, Krebs, Entzündungen oder
neurodegenerativen Erkrankungen entscheidend beteiligt. Nach grundlegenden
Arbeiten in den beiden ersten Förderperioden steht in der dritten Förderperiode
das Verständnis des Gesamtorganismus im Zentrum der Forschung. Prof. Josef
Pfeilschifter, Pharmakologe an der Goethe-Universität und Sprecher des SFB
1039, erläutert: „Wir wollen das Lipid-Signalnetzwerk als Ganzes verstehen und
so innovative Wege zur Diagnostik und Therapie verschiedenster Krankheiten entwickeln,
die mit fehlregulierten Lipiden zusammenhängen. Dabei können wir uns auf eine
langjährige und breite Expertise im ‚Lipid-Signalling' stützen, die auch auf
der Etablierung ausgefeilter Analysemethoden auf Basis der Massenspektometrie
fußt.“
An zwei weiteren SFB-Transregios sind Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Goethe-Universität maßgeblich beteiligt:
Wie sich Materie unter extremen Druck- und Temperaturbedingungen
verhält, bei denen Atome überlappen und miteinander verschmelzen, erforscht der
TRR 211 „Stark wechselwirkende Materie unter extremen Bedingungen“, der
in seine zweite Förderphase geht. Für extrem kurze Zeiträume können solche
Materiezustände in Teilchenbeschleunigern erzeugt werden und etwas über die
starke Wechselwirkung verraten, die die Atomkerne zusammenhält. Im Weltall
treten solche extremen Materiezustände auf, wenn zum Beispiel Neutronensterne
miteinander kollidieren. Neben der Goethe-Universität sind die Technische
Universität Darmstadt als neue Sprecheruniversität und die Universität
Bielefeld beteiligt.
Im neuen TRR 301 „Die Tropopausenregion in einer Atmosphäre im
Wandel“ werden Atmosphärenwissenschaftler:innen die Zone in der Atmosphäre
untersuchen, die die untere „Wetterschicht“ (Troposphäre) von der darüber liegenden
Stratosphäre trennt: Die Tropopausenregion. Der Forschungsfokus liegt dabei auf
den physikalischen und chemischen Prozessen dieser Region und deren Einfluss
auf die planetare Zirkulation und das Klima. Hauptstandorte sind die Johannes
Gutenberg-Universität Mainz (Sprecherin) und die Goethe-Universität Frankfurt.
Beteiligt sind außerdem die Technische Universität Darmstadt, die
Ludwig-Maximilians-Universität München, das Max-Planck-Institut für Chemie in
Mainz, das Forschungszentrum Jülich sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen.
Bilder zum Download:
http://www.uni-frankfurt.de/101626857
Bildtext: Über die mathematische Technik der Uniformisierung können komplizierte
geometrische Räume (hier: die j-Invariante als automorphe Funktion auf der
Uniformisierung des Modulraums elliptischer Kurven) als hoch symmetrische
geometrische Muster dargestellt werden. Bilder: Michaelis Neururer
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Jakob Stix
Sprecher TRR 326 „GAUS“
Institut für Mathematik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 69 798-28998
stix@math.uni-frankfurt.de
Prof.
Dr. Josef Pfeilschifter
Sprecher SFB 1039 „Krankheitsrelevante Signaltransduktion durch Fettsäurederivate und Sphingolipide“
Institut
für Allgemeine Pharmakologie und
Toxikologie
Goethe-Universität
Frankfurt
Tel.
+49 69 6301-6950
pfeilschifter@em.uni-frankfurt.de
https://www.lipidsignalling.de/de/home/index.php
TRR 211 „Stark
wechselwirkende Materie unter extremen Bedingungen“
https://crc-tr211.org/
TRR 301 „Die Tropopausenregion in einer Atmosphäre im Wandel“
https://www.uni-mainz.de
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Baker McKenzie-Preis 2020 für beste wirtschaftsrechtliche Dissertation und Habilitation
Dr. Sahar Moradi Karkaj erhält die Auszeichnung für ihre
Dissertation „Die Staatenhaftung im Völkerrecht am Beispiel von
informationstechnischen Gefährdungslagen“. In ihrer Arbeit untersucht sie das
Verhältnis der Haftungsregime im Völkerrecht zu rechtswidrigem Verhalten der
Staaten einerseits sowie rechtmäßigem, aber gefährlichem Verhalten
andererseits. „Das hohe Niveau der Dissertation zeigt sich nicht nur in der
souveränen Beherrschung der völkerrechtlichen Grundlagen und der Fähigkeit der
Verfasserin, komplexe und umstrittene Materien gründlich zu durchdenken und gut
nachvollziehbar neu zu ordnen, sondern auch in einem eindrucksvollen Quellen-
und Anmerkungsapparat, der höchsten Ansprüchen gerecht wird“, so der Betreuer
der Arbeit, Prof. Dr. Stefan Kadelbach, der an der Goethe-Universität
Öffentliches Recht, Europarecht und Völkerrecht lehrt.
Prof. Dr. Jens Gal wird für seine Habilitationsschrift „Die
Mitversicherung. Das konsortiale Geschäft in der Versicherungswirtschaft im
Spannungsfeld von Privatautonomie, Regulierung und Wettbewerb“ ausgezeichnet.
„Die Arbeit bietet eine ganzheitliche Betrachtung der Mitversicherung in allen
einschlägigen Rechtsgebieten wie sie in dieser Breite, Tiefe und Aktualität –
wohl auch außerhalb des deutschsprachigen Raums – bislang nicht zu finden ist“,
führt Prof. Dr. Manfred Wandt aus, der die Professur für Bürgerliches Recht,
Handels- und Versicherungsrecht Internationales Privatrecht und
Rechtsvergleichung an der Goethe-Universität innehat.
„Die Förderung von Nachwuchsjuristinnen und -juristen spielt für
unsere Sozietät seit jeher eine bedeutende Rolle. Der Baker McKenzie-Preis ist
bereits seit mehr als 30 Jahren fester Bestandteil unserer
Nachwuchsförderung", sagt Baker McKenzie-Partner Prof. Dr. Joachim
Scherer, selbst Alumnus der Goethe-Universität und seit 1995 apl. Professor für
Öffentliches Recht.
Über Baker McKenzie
Baker McKenzie berät Mandanten, wie sie erfolgreich mit den
Herausforderungen der Globalisierung umgehen können. Die Sozietät, die vor mehr
als 70 Jahren gegründet wurde, beschäftigt weltweit 13.000 Mitarbeiter. In
Deutschland arbeiten rund 200 Anwälte an den Standorten Berlin, Düsseldorf,
Frankfurt/Main und München. Als eine der führenden deutschen Anwaltskanzleien
berät Baker McKenzie nationale und internationale Unternehmen und Institutionen
auf allen Gebieten des Wirtschaftsrechts.
Porträts zum Download: http://uni-frankfurt.de/101529628
Bildtext: Für ihre herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich des
Wirtschaftsrechts sind Dr. Sahar Moradi Karkaj und Prof. Dr. Jens Gal mit dem
Baker McKenzie-Preis ausgezeichnet worden. (Fotos: privat)
Weitere Informationen
Iris
Meinking, Senior Manager, HR Communications, Telefon 069 29908-322, iris.meinking@bakermckenzie.com
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt und der Event Horizon Telescope-Kollaboration werten Daten vom ersten Bild eines schwarzen Lochs aus
Theoretische Physiker der Goethe-Universität Frankfurt haben im
Rahmen der Event-Horizon-Telescope-(EHT)-Kollaboration die Daten vom schwarzen
Loch M87* ausgewertet und damit Albert Einsteins Relativitätstheorie überprüft.
Den Tests zufolge stimmt die Größe des Schattens von M87* sehr gut überein mit
den Eigenschaften eines schwarzen Lochs, wie die allgemeinen
Relativitätstheorie erwarten lässt, anderen Theorien hingegen hinsichtlich der
Eigenschaften des schwarzen Lochs aber Grenzen setzt. Die EHT-Kollaboration
hatte 2019 das erste Bild eines schwarzen Lochs veröffentlicht, das sich im
Zentrum der Galaxie M87 befindet.
FRANKFURT. Wie
der deutsche Astronom Karl Schwarzschild erstmals aufzeigte, krümmen schwarze
Löcher aufgrund ihrer extremen Konzentration an Masse die Raumzeit extrem stark
und heizen die Materie in ihrer Umgebung auf, sodass diese anfängt zu leuchten.
Der neuseeländische Physiker Roy Kerr konnte zeigen, dass Rotation die Größe
eines schwarzen Lochs und den Raum in seiner Umgebung ändert. Den „Rand“ eines
schwarzen Lochs stellt der so genannte Ereignishorizont dar, die Grenze um die
Massekonzentration herum, jenseits der Licht und Materie nicht entkommen können
und die das schwarze Loch schwarz macht. Schwarze Löcher können, so sagen
Theorien es voraus, durch eine Reihe von Eigenschaften beschrieben werden,
durch ihre Masse, Rotation („Spin“) und eine Vielzahl möglicher Ladungen.
Zusätzlich zur Beschreibung von schwarzen Löchern nach der
allgemeinen Relativitätstheorie lassen sich schwarze Löcher etwa mit Theorien
beschreiben, die sich aus der String-Theorie herleiten. Diese Art von Theorien
nimmt ein zusätzliches skalares Feld in der zugrundeliegenden Physik an, das
bei schwarzen Löchern zu beobachtbaren Veränderungen in ihrer Größe wie auch
der Krümmung des Raums in ihrer Umgebung führt.
Die Physiker Dr. Prashant Kocherlakota und Prof. Luciano Rezzolla
vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität Frankfurt haben nun
erstmals überprüft, wie die verschiedenen Theorien zu den Beobachtungsdaten des
schwarzen Lochs M87* im Zentrum der Galaxie Messier 87 passen. Das Bild von
M87*, das 2019 von der weltumspannenden Event Horizon Telescope
(EHT)-Kollaboration gemacht wurde, war nach der Messung von Gravitationswellen
2015 der erste experimentelle Beweis für die tatsächliche Existenz von
schwarzen Löchern.
Das Ergebnis der Frankfurter Untersuchungen: Die Daten von M87*
stimmen vollständig überein mit den auf Einstein basierenden Theorien und zu
einem gewissen Teil mit den String-basierten Theorien. Dr. Prashant
Kocherlakota erklärt: „Durch die von der EHT-Kollaboration aufgezeichneten
Daten können wir nun verschiedene Theorien zu schwarzen Löchern testen. Derzeit
können wir noch keine der Theorien zur Beschreibung des Schattens von M87*
verwerfen, aber mit unseren Berechnungen schränken wir den Gültigkeitsraum der
Modelle von schwarzen Löchern ein.“
Prof. Luciano Rezzolla meint: „Die Idee eines schwarzen Lochs ist
für uns theoretische Physiker gleichzeitig eine Quelle von Problemen und der
Inspiration. Während wir immer noch mit einigen der Konsequenzen von schwarzen
Löchern kämpfen wie zum Beispiel den Phänomenen ‚Ereignishorizont' oder
‚Singularität', freuen wir uns, wenn wir Lösungen zur Beschreibung von
schwarzen Löchern in immer weiteren Theorien finden. Ergebnisse wie die jetzt
von uns vorgestellten sind daher wichtig um zu bestimmen, welche Theorien plausibel
sind und welche nicht. Neue Beobachtungen schwarzer Löcher werden unsere ersten
Eingrenzungen der Theorien weiter präzisieren.“
In der Event-Horizon-Telescope-Kollaboration sind Teleskope von
Observatorien rund um den Globus zu einem virtuellen Riesenteleskop
zusammengeschaltet, dessen Schüssel so groß ist wie die Erde selber. Mit der
Präzision dieses Teleskops könnte man von einem Straßencafé in Berlin aus eine
Zeitung in New York lesen.
Publikation: Prashant Kocherlakota, Luciano Rezzolla, Heino Falcke, Christian
M. Fromm, Michael Kramer, Yosuke Mizuno, Antonios Nathanail, H´ector
Olivares, Ziri Younsi et. al. (The Event Horizon Telescope
collaboration), Constraints on black-hole charges with the 2017 EHT
observations of M87*. Physical Review D, vol 103, https://journals.aps.org/prd/issues/103/10 PDF: MPIfR Cloud (mpg.de)
Video: Schwarzes Loch M87*: Prüfung verschiedener Gravitationsmodelle
https://youtu.be/dFhdl2sM4OY
Bilder zum Download:
www.uni-frankfurt.de/101531130
Bildtext: Größe des Ereignishorizonts für verschiedene Gravitationstheorien.
Die berechneten Schatten schwarzer Löcher unterscheiden sich in der Größe,
doch nur die Schatten, die in den grauen Bereich fallen, stimmen mit den
Messungen zum schwarzen Loch M87* überein, die 2017 durch die Event Horizon
Telescope-Kollaboration gemacht wurden. Das in dieser Abbildung rot
dargestellte schwarze Loch ist zu klein, um ein tragfähiges Modell für M87* zu
sein. Abbildung: Credit:
Prashant Kocherlakota, Luciano Rezzolla (Goethe University Frankfurt and EHT
Collaboration/ Fiks Film 2021)
Weitere Informationen
Dr.
Prashant Kocherlakota
Institut
für Theoretische Physik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 69 798-47848
kocherlakota@itp.uni-frankfurt.de
Prof.
Dr. Luciano Rezzolla
Institut
für Theoretische Physik
Goethe-Universität Frankfurt
kocherlakota@itp.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Goethe-Universität, Universitätsklinikum Frankfurt und Universität Jena erhalten Spende vom Helaba-Konzern
FRANKFURT.
mRNA-Botenstoffe bringen Zellen dazu, Virusproteine zu produzieren und
aktivieren somit das Immunsystem – auf diesem Verfahren beruhen die beiden
Impfstoffe von BioNTech und Moderna. Dennoch gibt es Unterschiede in der
genauen Vakzin-Formulierung. „Das medizinische Kochbuch sagt uns: Es
funktioniert so und auch so“, sagt Prof. Dr. Harald Schwalbe, Biochemiker an
der Goethe-Universität. „Doch wir wissen bislang nicht genau, welche
Auswirkungen diese Unterschiede auf der molekularen Ebene haben.“ Die
dreidimensionale Struktur der mRNA – gefroren und bei Körpertemperatur – genau
zu kennen, könnte nach Ansicht der Wissenschaftler Aufschlüsse über
Unterschiede der SARS-CoV-2-Impfstoffe geben und dazu beitragen, Impfstoffe
schnell zu identifizieren.
Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität um die
Professoren Harald Schwalbe und Clemens Glaubitz können die Struktur und
Stabilität des mRNA-Botenstoffs nun dank einer Anschubfinanzierung durch den
Helaba-Konzern erforschen. Die 120.000 Euro-Spende für die
Covid-19-Forschungsförderung fließt an die Goethe-Universität und an die
kooperierende Schiller-Universität Jena; dort forscht seit kurzem Prof. Dr. Ute
Hellmich, eine Alumna der Goethe-Universität und ausgewiesene Expertin auf dem
Gebiet der Lipid-basierten biomolekularen Strukturforschung. Am Zentrum für
Biomolekulare Magnetische Resonanz (BMRZ), einem Europäischen
Großforschungszentrum der Goethe-Universität, kommt bei der Strukturanalyse die
strukturbiologische Schlüsseltechnologie Kernspinresonanz-Spektroskopie zum
Einsatz, auf die die Wissenschaftler im BMRZ spezialisiert sind.
Eine weitere Helaba-Spende von 30.000 Euro ermöglicht die
Ausweitung des erfolgreichen Pandemie-Trainings- und Fortbildungsprogramms für
Menschen in medizinischen und pflegerischen Berufen, das die Ärztin Prof. Dr.
Miriam Rüsseler am Universitätsklinikum Frankfurt zu Beginn der Pandemie
entwickelt hat. Mehr als 900 Ärztinnen, Pfleger, Notfallmediziner:innen haben
die praktische Fortbildung im anspruchsvollen Umgang mit infektiösen
Patient:innen bereits erhalten. Durch die neuerliche Förderung können
mindestens 360 weitere Mediziner:innen und Pfleger:innen qualifiziert werden.
Inzwischen sind Teile des vierstufige Intensivtraining mit elearning- und
Praxismodulen auch im Medizinstudium an der Goethe-Universität verankert.
„Wir
freuen uns sehr, dass der Helaba-Konzern uns großzügig unterstützt“, sagt
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff. „Und das in einem Moment der
Pandemie, in dem vielen Menschen bewusst wird, dass uns SARS-CoV-2 trotz
wachsender Zuversicht vermutlich noch länger beschäftigen wird. Diese Spende
macht uns besonders deutlich, welchen Beitrag wir als Volluniversität gerade
jetzt leisten können – Grundlagenforschung zu Impfstoffen zu betreiben und eine
hochqualifizierte Ausbildung in der Medizin und Pflege zu garantieren.“
„Gerade in der Krise ist es uns ein großes Anliegen, Projekte zu
fördern, die gesamtgesellschaftlichen Nutzen stiften“, erklärt Thomas Groß,
Vorstandsvorsitzender der Helaba. „Mit dem Forschungsprojekt der Universitäten
in Frankfurt am Main und Jena sowie dem Pandemie-Fortbildungsprogramm fördern
wir zwei Projekte, die einen Beitrag leisten, die aktuelle Situation und auch
künftige Krisen besser bewältigen zu können.“
Mit rund 6.200 Mitarbeitenden und einer Bilanzsumme von 219 Mrd.
Euro gehört der Helaba-Konzern zu den führenden Banken am Finanzplatz
Frankfurt. Die Bank engagiert sich über ihre finanzwirtschaftlichen Aufgaben
hinaus in mehreren Bereichen des öffentlichen Lebens und fördert Projekte in
Bildung, Kultur, Umwelt, Sport und Sozialwesen.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Harald Schwalbe
Institut
für Organische Chemie und Chemische Biologie
Zentrum für
Biomolekulare Magnetische Resonanz (BMRZ)
E-Mail: schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Clemens Glaubitz
Institut
für Biophysikalische Chemie
Zentrum
für Biomolekulare Magnetische Resonanz (BMRZ)
E-Mail: glaubitz@chemie.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Ute Hellmich
Friedrich
Schiller Universität Jena
Institut
für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie (IOMC)
Exzellenzcluster “Balance of the Microverse"
ute.hellmich@uni-jena.de
Prof.
Dr. Miriam Rüsseler
Goethe-Universität
Frankfurt am Main
Klinik für
Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
E-Mail: miriam.ruesseler@kgu.de
Redaktion:
Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit,
Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Projekt SENSORITHM der Rhein-Main-Universitäten unter Leitung der Goethe-Universität in Konzeptionsphase des BMBF-Programms „Cluster4Future“ aufgenommen
Wie sich mit intelligenten Sensortechnologien an Windrädern Kollisionen mit Vögeln und Fledermäusen vermeiden lassen ist eines der beiden Forschungsziele des von der Goethe-Universität koordinierten Projekts SENSORITHM Rhein-Main. Außerdem wollen die Forscherinnen und Forscher selbstlernende Sensorsysteme zur Überwachung technischer Komponenten und Anlagen entwickeln. Eine Expertenjury wählte das Projekt jetzt im Ideenwettbewerb „Clusters4Future“ des Bundesforschungsministeriums für eine Förderung in der Konzeptionsphase aus – als eines von 15 Projekten aus insgesamt 117 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen.
FRANKFURT. Wer
Windräder aufstellen will, gelangt leicht in ein Grün-Grün-Dilemma: Einerseits
soll die von Windrädern erzeugte erneuerbare Energie den Klimawandel aufhalten
und damit letztlich auch die Artenvielfalt sichern, andererseits gefährden die
Rotorblätter seltene Vogelarten wie den Roten Milan und verschiedene
Fledermausarten. An bestimmten Windradstandorten wird daher über längere Zeit
aufgezeichnet, wann typischerweise zum Beispiel Fledermäuse unterwegs sind. Zum
Schutz der gefährdeten Arten müssen dann die Windräder anschließend bei
bestimmten Temperatur- und Windbedingungen abgeschaltet werden. Andere
Standorte kommen derzeit wegen des Artenschutzes gar nicht erst für Windräder
infrage.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Projekts
SENSORITHM Rhein-Main wollen nun verschiedene, selbstlernende Sensorsysteme
entwickeln, die es einmal erlauben sollen, die Betriebszeiten von Windkrafträdern
so zu optimieren, dass Fledermausarten und bestimmte Vogelarten wie der Rote
Milan nicht gefährdet werden und dass sich zum Beispiel die Windräder
abschalten, wenn es eine erhöhte Flugaktivität gibt.
SENSORITHM-Projektkoordinator Dr. Jochen Moll von der
Goethe-Universität Frankfurt erklärt: „Wir wollen Sensoren und künstliche
Intelligenz dazu nutzen, um Windkraft besser mit Artenschutz vereinbar zu
machen. Neben den technischen Aspekten ist auch die Einbindung regionaler
Stakeholder aus der Energiewirtschaft und dem Umwelt- und Artenschutz sowie
Bürgerinnen und Bürger Teil des Projekts. Eine besondere Stärke von SENSORITHM
Rhein-Main liegt darin, dass wir hier die Expertise aus Physik, Biologie,
Informatik, Maschinenbau und Sozialwissenschaften verbinden.“
Die zweite Säule von SENSORITHM bildet die Entwicklung innovativer
Sensortechnologien und Algorithmen zur technischen Überwachung von Windrädern
und anderen industriellen Anlagen. Auch beispielsweise die Flugtauglichkeit von
Flugzeugen oder die Stabilität von Brücken können so sichergestellt werden. Dr.
Moll: „Mit unserem methodischen Ansatz wollen wir die Betriebssicherheit
insbesondere bei Leichtbaustrukturen erhöhen. In der Zukunft sind auch andere
Anwendungen vorstellbar, etwa in der Medizintechnik, in der sich selbstlernende
Sensorsysteme einsetzen lassen.“
Das Projekt SENSORITHM Rhein-Main wird von der Goethe-Universität
Frankfurt koordiniert, weitere Antragsteller sind die Technische Universität
Darmstadt und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Rahmen des Verbunds
der Rhein-Main-Universitäten, das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit
und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt und das Institut für Tierökologie
und Naturbildung in Laubach. Zudem wird SENSORITHM Rhein-Main Netzwerke wie das
Hessische Zentrum für Künstliche Intelligenz, (hessian.ai), regionale
Industriekooperationen sowie regionale NGOs, Landesbehörden und Schulen der
Region in ein Innovationsnetzwerk zusammenführen. In Reallaboren wie zum
Beispiel dem Windenergietestfeld des Windforschungsclusters Süd, an Baukränen,
Drohnenflotten oder Brücken sollen die Sensorsysteme erprobt und validiert
werden. Dabei wird SENSORITHM Rhein-Main unter anderem Bürgerinnen und Bürger
als „Citizen Scientists“ einbinden.
Die zweite Runde des „Clusters4Future“-Wettbewerb des
Bundesforschungsministeriums (BMBF) startete im November 2020 als Teil der
Hightech-Strategie 2025 der Bundesregierung. Mit „Clusters4Future“ soll in
regionalen Spitzenstandorten der Wissens- und Technologietransfer gefördert
werden. Zunächst wird SENSORITHM Rhein-Main ein Konzept mit Unterstützung des
BMBF ausarbeiten, um von der Wettbewerbsskizze zu einem Umsetzungsszenario zu
gelangen. Etwa die Hälfte der eingereichten Konzepte sollen dann ab Sommer 2022
zunächst für die Dauer von drei Jahren mit jährlich 5 Millionen Euro gefördert
werden.
Weitere Informationen:
Dr.-Ing.
Jochen Moll
Projektkoordinator
SENSORITHM Rhein-Main
Physikalisches Institut
Goethe-Universität
Frankfurt
Tel.
069 798-47208
moll@physik.uni-frankfurt.de
www.jochenmoll.de
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Das Projekt MathCityMap der Goethe-Universität ruft Lehrkräfte und Familien dazu, sich am internationalen „Outdoor Classroom Day“ am 20. Mai zu beteiligen.
FRANKFURT. Der Outdoor Classroom Day ist eine internationale Initiative, um den Unterricht verschiedener Fächer in die Natur und alltägliche Umwelt zu verlagern. Am Donnerstag, den 20. Mai 2021, findet der diesjährige Tag statt. Es sind sämtliche Schulen, Einrichtungen und Familien dazu eingeladen, die bekannte Lernumgebung zu verlassen und die eigene Umwelt mit schulischem Wissen zu erkunden. Das Projekt MathCityMap vom Institut der Didaktik der Mathematik und Informatik der Goethe-Universität ruft Lehrkräfte für das Fach Mathematik, Einrichtungen und Eltern dazu auf, sich an dem Tag zu beteiligen.
Bereits seit 2012 wurde im Rahmen von MathCityMap eine App entwickelt (in den Playstores unter mathcitymap zu finden), mit der mathematische Wanderpfade abgelaufen werden können. Egal ob gezählt, gemessen oder gerechnet wird – Mathematik außer Haus lässt sich an nahezu jedem alltäglichen Objekt entdecken, erklärt Mathematikprofessor Matthias Ludwig, der das Projekt leitet: „Wir laden alle herzlich dazu ein, einen mathematischen Wanderpfad mit Ihren Schülerinnen und Schülern bzw. Ihren Familienangehörigen auszuprobieren. Dafür gibt es bereits eine Vielzahl von uns angelegter Routen.“ Eine Auswahl für das Rhein-Main-Gebiet wurde von Ludwigs Team bereits zusammengestellt. Als ein Highlight des Wanderpfades bieten sich die Skulpturen Herbert Mehlers an, die bis Ende April 2022 auf dem Campus Westend der Goethe-Universität gezeigt werden.
Um einen Spaziergang mit Schülerinnen und Schülern zu organisieren, muss
lediglich eine passende Route ausgewählt und den Kindern der entsprechende Code
mitgeteilt werden. Das Ablaufen kann entweder zeitgleich mit der ganzen Klasse
oder über einen längeren Zeitraum mithilfe der Familien individuell organisiert
werden. Wer bei der Vorbereitung Hilfe benötigt, kann sich gerne melden unter info@mathcitymap.eu
Flyer von MathCityMap (mit Routen um den Goetheplatz und die Alte Oper): http://www.uni-frankfurt.de/101425078
Informationen zum Outdoor Classroom Day: https://outdoorclassroomday.com/
Informationen
zur Freiluftausstellung mit 18 Großskulpturen von Herbert Mehler: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/campus/goethe-uni-und-die-galerie-praesentieren-freiluftausstellung-mit-18-grossskulpturen-von-herbert-mehler/
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Der frühere hessische Wissenschaftsminister folgt Prof. Dr. Matthias Kleiner, der von 2014 bis 2021 amtierte
FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat einen neuen Vorsitzenden des Hochschulrats: Der frühere hessische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Dr. h.c. Udo Corts, wurde am 17. Mai vom Hochschulrat einstimmig mit einer Enthaltung gewählt. Der 66-Jährige tritt sein Amt mit sofortiger Wirkung als Nachfolger von Prof. Dr. Dr. h.c. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, an, dessen Amtszeit im April endete: „Ich freue mich sehr, dass der Hochschulrat mich mit einem so klaren Votum für dieses wichtige Amt ausgestattet hat und danke für das Vertrauen“, sagte Corts nach der Wahl. „Die Goethe-Universität ist eine der größten und forschungsstärksten Hochschulen in Deutschland und Stiftungsuniversität mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit. Der Hochschulrat wird alles tun, um die positive Entwicklung der letzten 15 Jahre weiter zu unterstützen und dem neuen Präsidium mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dabei hilft mir, dass ich mich bereits als hessischer Wissenschaftsminister ab 2006 für die Umwandlung der Goethe-Universität in eine Stiftung des öffentlichen Rechts einsetzen durfte, die 2008 durch den Landtag vollzogen wurde. Als meinem Vorgänger danke ich insbesondere Matthias Kleiner für die wichtigen Akzente zur universitären Weitentwicklung, die während seiner Amtszeit gesetzt werden konnten und wünsche ihm persönlich alles Gute!“
Die
Hessische Wissenschaftsministerin, Angela Dorn: „Ich gratuliere
Udo Corts sehr herzlich zu seiner Wahl. Schon aus seiner Zeit als hessischer
Minister für Wissenschaft und Kunst kennt er die Goethe-Universität bis ins
Detail, die unter seiner Ägide in eine Stiftung des öffentlichen Rechts
umgewandelt wurde. Auch seither ist er der Universität eng verbunden geblieben,
etwa durch seine Funktionen im Aufsichtsrat des Uniklinikums oder im Vorstand
der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität. Ich bin mir
sicher, dass er mit seinem großen hochschulpolitischen Sachverstand und seiner
sachorientierten und integrierenden Art eine Bereicherung für das Gremium
darstellt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Herrn Corts. Herrn
Professor Kleiner, der die Universität über sechs Jahre in der Funktion des
Hochschulratsvorsitzenden sehr engagiert und fachkundig begleitet hat, danke ich
sehr herzlich für sein Wirken. Er hat die Entwicklung der Universität in den
letzten Jahren sehr positiv mitgeprägt.“
Der
Vorsitzende der Leibniz-Gemeinschaft und frühere Hochschulratsvorsitzende,
Prof. Dr. Matthias Kleiner: „Udo Corts wünsche ich von Herzen viel Erfolg bei
seiner neuen Aufgabe als Vorsitzender des Hochschulrates, die immer bedeutet,
das Bestmögliche für die Goethe-Universität zu erreichen. Für die nächste Runde
der Exzellenzstrategie wird Verbundforschung in Netzwerken sicherlich ein wesentlicher
Erfolgsfaktor sein. Ohne Zweifel ist Herr Corts seinerseits ein exzellenter
„Networker“, der mit seinen in der Politik und Wirtschaft gemachten Erfahrungen
der mir durch viele Jahre ans Herz gewachsenen Frankfurter Goethe-Universität
ein leidenschaftlicher, kritisch-konstruktiver Begleiter und Ratgeber sein
wird.“
Universitätspräsident
Prof. Dr. Enrico Schleiff: „Ich beglückwünsche Herrn Corts zur Wahl als neuen
Vorsitzenden des Hochschulrats der Goethe-Universität. Ich bin sehr froh, dass
mit ihm ein exzellenter Experte für Wissenschafts- und Hochschulpolitik mit
guten Drähten in die Wirtschaft und festen Wurzeln in der Stadt Frankfurt für
diese wichtige Position gefunden werden konnte. Ich wünsche Udo Corts für sein
Amt alles Gute und freue mich sehr auf die künftige enge Zusammenarbeit.“
In
seiner Vorstellung betonte Corts, dass die durch Digitalisierung und Pandemie
sich verändernde Welt auch vor den Universitäten nicht haltmache. Hier gelte es
strategisch die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Auch die
Vorbereitung auf die nächste Exzellenzstrategie habe jetzt schon begonnen; hier
werde der Hochschulrat mit seinen Möglichkeiten das Präsidium unterstützen.
Auch erinnerte er an teilweise hohe Abbruchquoten von Studierenden, dies könne
so auf Dauer nicht hingenommen werden, die Studierenden müssten erfolgreich
ihre Universität verlassen können. Er wies darauf hin, dass die Goethe
Universität und auch die anderen Hochschulen als Standortfaktoren für die Stadt
Frankfurt am Main von der Stadtpolitik noch nicht ausreichend anerkannt würden.
Die neue Koalition sei hier gefordert.
Udo
Corts war von 2003 bis 2008 Wissenschaftsminister in Hessen. In seine Zeit fiel
die Umwandlung der Goethe Universität in eine Stiftung des öffentlichen Rechts.
Außerdem initiierte er das Hochschulentwicklungs- und Umbauprogramm HEUREKA,
auch die Landesoffensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer
Exzellenz (LOEWE) und er war Mitgründer der Deutsch-Vietnamesischen Universität
in Ho Chi Minh City. Corts wechselte nach seinem Ausscheiden aus der Politik in
die Wirtschaft und war von 2008 bis 2020 Vorstand der Deutschen
Vermögensberatung AG.
Foto zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/101417519
Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR & Kommunikation, Tel: 069 798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Universitätsmusikdirektor der Goethe-Universität an Eichstätter Studie beteiligt: Chöre klagen über Austritte, Nachwuchssorgen und Geldnot
Schrumpfende Mitgliederzahlen, finanzielle Sorgen, Nachwuchsprobleme: Die Chorlandschaft im deutschsprachigen Raum hat erheblich unter der Coronakrise zu leiden. Dies zeigt eine Studie, an der auch Jan Schumacher, Universitätsmusikdirektor der Goethe-Universität, beteiligt war.
FRANKFURT/EICHSTÄTT. Bereits
nach einem Jahr Pandemie hat die Chorlandschaft im deutschsprachigen Raum
offenbar erheblichen Schaden genommen. Die Chöre klagen über rückläufige
Mitgliederzahlen, finanzielle Sorgen und Nachwuchsprobleme – und befürchten,
dass der Mitgliederschwund sich auch nach der Krise fortsetzen wird. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Studie unter Leitung von Prof. Dr. Kathrin Schlemmer
(Professur für Musikwissenschaft an der Katholischen Universität
Eichstätt-Ingolstadt), an der sich binnen kurzer Zeit mehr als 4300 Chöre in
Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt haben. Ko-Autoren der
Erhebung sind Tobias Brommann (Domkantor am Berliner Dom), Prof. Jan Schumacher
(Universitätsmusikdirektor, Goethe-Universität Frankfurt/Main) sowie Ester
Petri und Dr. Johannes Graulich, die den im Bereich Chormusik führenden
Stuttgarter Carus-Verlag leiten. Prof. Jan Schumacher,
Universitätsmusikdirektor an der Goethe-Universität, gilt als profunder Kenner
der deutschen und internationalen Chorszene und ist unter anderem Vorsitzender
des Beirats Chor im Deutschen Musikrat. Er wurde daher insbesondere zu
künstlerischen Fragen bei der Erstellung und Auswertung der Umfrage als
Ko-Autor konsultiert. Erste Ergebnisse der Online-Befragung von Chören hat das
Projektteam nun in der aktuellen Ausgabe der „neuen musikzeitung“ (nmz)
veröffentlicht.
Mit mehr als vier Millionen aktiven Sängerinnen und Sängern allein
in Deutschland gehört Chormusik zu den wesentlichen Säulen des
Laienmusizierens. Die Studie „Chormusik in Coronazeiten“ (ChoCo) dokumentiert
erstmals die kritische Lage in diesem Bereich bezogen auf alle wesentlichen
Aspekte von Chorarbeit. „Die Zahl der aktiven Sängerinnen und Sänger bei den
befragten Chören ist während der Pandemie deutlich rückläufig. Nur weniger als
ein Drittel konnte die Mitgliederzahl beibehalten. Besonders ausgeprägt ist der
Verlust bei den mehr als 580 befragten Nachwuchschören. Von diesen existiert de
facto fast jeder achte Kinder- und Jugendchor nicht mehr“, berichtet
Professorin Schlemmer.
Fast 60 Prozent aller befragten Ensembles erwarten, dass sie auch
in der Zeit nach der Pandemie nicht mehr in früherer Besetzungsstärke
weiterarbeiten werden. 15 Prozent fürchten sogar einen deutlichen Rückgang des
Interesses von Sängerinnen und Sängern durch die lange Zwangspause. Trotz
zahlreicher kreativer Ansätze für die coronakonforme Chorarbeit – etwa durch
digitale Proben, Singen im Freien oder in größeren Räumen – werde nur ein
kleiner Teil der Ensembles erreicht. Gleichzeitig seien die Proben mit einem enormen
Mehraufwand für die Verantwortlichen verbunden. Die Auswertung der Fragebogen
ergab auch, dass mit reduzierter Mitgliederzahl und stark reduzierten Proben-
und Auftrittsmöglichkeiten die Qualität des Ensembles spürbar nachlasse. Die
Frage nach der aktuellen musikalischen Verfassung werde für mehr als die Hälfte
der Chöre im negativen Bereich beantwortet, ebenso die Frage nach der aktuellen
mentalen Verfassung. Weniger besorgniserregend fielen die Antworten aus, was
den Zusammenhalt innerhalb der Chöre betrifft: Die Hälfte der Chöre sehe diesen
noch im positiven Bereich. Besondere Sorge bereitet dem Projektteam allerdings,
dass der Zusammenhalt vor allem bei den Nachwuchschören stark gelitten habe.
Diese unterliegen durch Schule oder Ausbildung ohnehin schon einer größeren
Fluktuation als Chöre mit erwachsenen Mitgliedern. In Kinder- und Jugendchören
muss folglich ständig Nachwuchs gefunden werden. Sie sind gegenüber
Unterbrechungen besonders anfällig. Die finanzielle Situation beurteilt jeder
dritte befragte Chor als eher oder sogar sehr unsicher, da gängige Einnahmen
wie Erlöse aus Konzerten fehlen. Weitere gut 20 Prozent der Chöre erwarten
finanzielle Probleme in diesem oder im nächsten Jahr. In der Konsequenz können
viele Chöre beispielsweise ihre oft freiberuflichen Leiterinnen und Leiter
nicht mehr (voll) finanzieren.
Die ChoCo-Studie soll nicht nur die aktuelle Lage deutlich machen,
sondern auch auf Förderbedarfe hinweisen, um weiteren Schaden abzuwenden: „Die
teilnehmenden Chöre wünschen Hilfe bei der Finanzierung von Schnelltests,
gefolgt von der Unterstützung bei den Honoraren für die Dirigentinnen und
Dirigenten, Zuschüsse für Notenmaterial sowie eine Ausfallversicherung bei
Konzerten in der aktuell unsicheren Pandemielage, um den Chorbetrieb sicher
wieder aufnehmen zu können.“
Aus Sicht des Projektteams sind die Ergebnisse umso
beunruhigender, da sie noch vor der dritten Welle im März ermittelt wurden. Zu
diesem Zeitpunkt rechneten viele Chöre noch damit, bald wieder proben zu
können. Mangels Öffnungsperspektive habe sich die Situation für die Chöre
weiter verschlechtert: „Von vielen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens
wird sich die Erholung bei den Chören unterscheiden, eine baldige
Wiederherstellung des normalen Chorlebens ist zeitnah nicht zu erwarten.“
Über die nun veröffentlichten ersten Ergebnisse hinaus will das
Autorenteam die Erhebung noch detaillierter auswerten – etwa im Hinblick auf
regionale Unterschiede oder die Art der Chöre. Zudem hatten die Befragten neben
einem standardisierten Fragebogen auch Gelegenheit, die Situation mit eigenen
Worten zu schildern. Diese qualitativen Daten werden nun noch weiter
untersucht.
Publikation: Ein ausführlicher Beitrag zur ChoCo-Studie ist in der „Neuen
Musikzeitung“ (nmz) erschienen und unter www.nmz.de/choco
abrufbar.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Kathrin Schlemmer
Professur
für Musikwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
kathrin.schlemmer@ku.de
Prof.
Jan Schumacher
Universitätsmusikdirektor
Institut
für Musikwissenschaften der Goethe-Universität
J.Schumacher@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
49. Römerberggespräche in Kooperation mit dem Forschungsverbund Normative Ordnungen: Von den Grenzen und Möglichkeiten des Politischen in Krisenzeiten
FRANKFURT. Die
Pandemie gerät zum Stresstest – nicht nur für das Individuum, sondern auch für
das politische System. Grundrechte werden eingeschränkt, Gesetze zu
Verordnungen verkürzt. Die Regierung inszeniert sich als effizienter
Krisenmanager, der aus wissenschaftlichen Erkenntnissen alternativlose
Konsequenzen zieht. Grenzüberschreitend werden angesichts der viralen Bedrohung
Rückfälle in autoritär anmutendes Staatshandeln und überwunden geglaubten
Nationalismus sichtbar. Bleibt den Bürger*innen also nur noch Angst und
Ohnmacht, wenn Experten das Sagen haben?
Im Rahmen der Frankfurter Römerberggespräche debattieren
Wissenschaftler*innen über die psychischen und politischen Langzeitfolgen des
fortgesetzten Lockdowns. Sie loten das Verhältnis von individueller Freiheit,
wechselseitigem Vertrauen und staatsbürgerlicher Souveränität aus. Sie fragen,
wie sich das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Gesellschaft verändert, und
wie die Zivilgesellschaft wieder zum Ort einer kritischen Öffentlichkeit werden
kann – ohne haltlosem Verschwörungsglauben in die Hände zu spielen.
Die Veranstaltung findet statt im Rahmen der
49.
Römerberggespräche
Die
Republik auf allen Viren – wieviel Angst verträgt die Demokratie?
am
Samstag, dem 22. Mai 2021
live
übertragen aus dem Chagall Saal des Schauspiel Frankfurt.
Der Livestream wird ab 10 Uhr auf www.roemerberggespraeche-ffm.de zu
verfolgen sein.
Zur Begrüßung spricht Angela Dorn, hessische Staatsministerin für
Wissenschaft und Kunst. Moderiert wird die Veranstaltung von der Journalistin
Hadija Haruna-Oelker und dem Leiter der Literaturredaktion von hr2-kultur, Alf
Mentzer.
Zu den teilnehmenden Wissenschaftlern des kooperierenden geistes-
und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes gehören Prof. Dr. Klaus
Günther (Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft der Goethe-Universität und
Mitglied des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“) und Prof. Dr. Dr. Günter
Frankenberg (Professor für Öffentliches Recht, Rechtsphilosophie und
Rechtsvergleichung der Goethe-Universität und Assoziiertes Mitglied des
Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“).
Weitere Redner*innen und Diskussionsgäste sind Prof. Birgit
Aschmann (Historikerin, HU Berlin), Thomas Brussig (Autor), Prof. Nico Dragano
(Medizinsoziologe, Universitätsklinikum Düsseldorf), Prof. Christiane
Eichenberg (Leiterin des Instituts für Psychosomatik der Sigmund Freud
Privatuniversität), Prof. Valentin Groebner (Historiker, Universität Luzern),
Dr. Romy Jaster (Lehrstuhl für Theoretische Philosophie an der HU Berlin),
Prof. Armin Nassehi (Soziologe, LMU München) und Prof. Rudolf Stichweh
(Soziologe, Universität Bonn).
Die Frankfurter Römerberggespräche bestehen seit 1973 in ununterbrochener Folge
und sind eine feste Institution der Debattenkultur in Deutschland. Vorsitzender
des Trägervereins Römerberggespräche e.V. ist Miloš Vec, Professor für Rechts-
und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und seit 2013 assoziiertes
Mitglied des Frankfurter Forschungsverbundes Normative Ordnungen.
Das Programm am 22. Mai 2021 im Überblick:
10:00 Uhr
Begrüßung der hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn
10:15 Uhr
Prof. Armin Nassehi (Soziologe, LMU München): Die
infizierte Gesellschaft und ihre Immunreaktionen
11.00 Uhr
Thomas Brussig (Autor) – Prof. Günter
Frankenberg (Jurist, Goethe-Universität, Assoziiertes Mitglied
"Normative Orders"): „Mehr Diktatur wagen? Demokratie und
Rechtsstaat in der Pandemie“
12.00 Uhr – 13.00 Uhr
Prof. Birgit Aschmann (Historikerin, HU Berlin) – Prof.
Valentin Groebner (Historiker, Universität Luzern): „Tod und
Krankheit – Politik- und Sozialgeschichte der Pandemie“
14.00 Uhr
Dr. Romy Jaster (Lehrstuhl für Theoretische Philosophie an der HU
Berlin) – Prof. Rudolf Stichweh (Soziologe, Universität
Bonn): „Wahnsinn und Methode – Was bleibt von der Wahrheit in
Corona-Zeiten?“
15.00 Uhr
Prof. Christiane Eichenberg (Leiterin des Instituts für
Psychosomatik der Sigmund Freud Privatuniversität) – Prof. Nico
Dragano (Medizinsoziologe, Universitätsklinikum Düsseldorf): „Stresstest
Pandemie – Psychische Leiden im Lockdown“
16.00 Uhr – 17.00 Uhr
Prof. Klaus Günther (Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft der
Goethe-Universität, "Normative Orders"): „Wandle nur wehrlos
fort durchs Leben, und fürchte nichts! – Angst und Vertrauen im demokratischen
Rechtsstaat“
Details zum Programm:
www.roemerberggespraeche-ffm.de, www.normativeorders.net
Information und Anmeldung:
Anke Harms,
Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative
Ordnungen“, Tel.: 069/798-31407, anke.harms@normativeorders.net
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Wie neuartige Therapeutika Einblicke in Membrane von Bakterien geben
Ob Bakterien gegen Antibiotika resistent sind, entscheidet sich oft an ihrer Zellmembran. Dort können Antibiotika auf dem Weg ins Zellinnere blockiert oder von innen nach außen katapultiert werden. Makrozyklische Peptide, eine neuartige Klasse von Antibiotika, bioaktiver Zellgifte und Hemmstoffe (Inhibitoren), geben Aufschluss darüber, wie dieser Transportprozess an der Membran verläuft, wie er beeinflusst wird und wie er genutzt werden kann, um die Resistenz einer bösartig transformierten Zelle zu umgehen. Die Forschungsergebnisse, die hierzu unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Tampé (Goethe-Universität) und von Prof. Dr. Hiroaki Suga (Universität Tokyo) erarbeitet wurden, werden in dem renommierten Journal eLife veröffentlicht (20-02-2021-RA-eLife-67732).
FRANKFURT. Es gibt zurzeit nur
wenige synthetische Wirkstoffe, die an die weit verbreiteten
Membrantransportproteine, den ATP-Bindungskassettentransportern (ABC), binden
und diese blockieren. Vier dieser makrozyklischen Peptide haben Wissenschaftler
der Goethe-Universität und der Universität von Tokyo als Modelle für eine
neuartige Generation von Wirkstoffen identifiziert. Dabei kamen Methoden zur
Anwendung, für die die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als
weltweit führend gelten.
Dank
Deep Sequencing, einem extrem schnellen und effizienten Ausleseverfahren,
konnten die gewünschten makrozyklischen Peptide aus einer Billionen Varianten
umfassenden “Bibliothek" makrozyklischer Peptide herausgefiltert werden – diese
Zahl übersteigt die Anzahl an Sternen in der Milchstraße. Dass überhaupt eine
solch enorme Anzahl vorliegt, hängt mit einem neuartigen Verfahren zusammen:
Durch Reprogrammierung des genetischen Codes können Aminosäuren gezielt als
Wirkstoffbauteile verwendet werden, die sonst in der Zelle nicht genutzt
werden. Vor allem durch ihre kreisförmige, geschlossene Struktur unterscheiden
sie sich von natürlichen Proteinen. “Weil diese Therapeutika zyklisch sind,
werden sie in der Zelle weniger schnell abgebaut", erklärt Robert Tampé,
Direktor des Instituts für Biochemie an der Goethe-Universität. “Außerdem sind
die ringförmigen Wirkstoffe in ihrer Raumstruktur eingeschränkt, sie binden
deshalb ohne große Umlagerungen an das Zielmolekül." Ein drittes
Unterscheidungsmerkmal macht die makrozyklischen Peptide ganz besonders
attraktiv für die Wissenschaftler:innen: Bei der Herstellung der Wirkstoffe
wird ihre Bauanleitung als “Barcode" mitgeliefert. Sucht man in einer Anzahl
von Billionen synthetisch erzeugter Therapeutika bestimmte heraus, führen sie
ihr “Namensetikett" gleichsam mit sich.
Welche
Rolle spielen nun die synthetischen Therapeutika für die Antibiotikaresistenz
in Bakterien oder die Multidrogenresistenz von Tumorzellen? Was geschieht, wenn
sie auf das ATP-getriebene Transportmolekül treffen, das für die Resistenz
verantwortlich ist, indem es die Chemotherapeutika aus der Zelle befördert?
Kurz zusammengefasst: Die Wirkstoffe blockieren den Transporter, indem sie an
ihn binden. Dies kann am Anfang oder am Ende eines Transportprozesses
geschehen, wenn sich der Transporter im Ruhzustand befindet. Da die
Wissenschaftler:innen den Transportprozess aber verlangsamen können, so dass er
wie in Zeitlupe abläuft, können die Wirkstoffe identifiziert werden, die mitten
im Transportprozess “einsteigen" und das Membranprotein in seiner jeweiligen
Position “festhalten“. So erhalten die Forscher:innen einen Einblick in die
Choreographie des Transportprozesses wie durch die Bilder eines
Filmstreifens.
Diese
Einblicke haben in der Wissenschaft bereits zu einem “Paradigmenwechsel"
geführt, wie Tampé erklärt: „Bislang sind wir davon ausgegangen, dass die
ATP-Hydrolyse (Anm: ein Energie freisetzender Spaltprozess) die Energie für den
Transport durch die Membran liefert. Dies ist aber nur indirekt der Fall. Es
ist das Ereignis der Bindung des ATP-Moleküls, das Substanzen aus der Zelle
stößt. Die Energie der Hydrolyse wird dagegen dafür eingesetzt, den
ABC-Transporter wieder in seinen Ausgangszustand zu versetzen." Diese und
andere Einblicke in das Membrangeschehen, so die Überzeugung der Arbeitsgruppen
an der Goethe-Universität und der Universität Tokyo, zeigen Wege auf, wie
zukünftige Arzneimittel entwickelt werden können.
Die Grundlagenforschung zu zellulären Membranen und
Membranproteinen hat in Frankfurt bereits eine lange Tradition. Robert Tampé
klärte wesentliche Mechanismen von ATP-getriebenen Transportproteinen und
zellulären Maschinerien der adaptiven Immunantwort und Qualitätskontrolle, die
gemeinsam mit der neuen Publikation Ansätze für die angewandte
Arzneimittelforschung liefern können. Nachdem Tampé Sprecher des Ende 2020
ausgelaufenen Sonderforschungsbereichs »Transport und Kommunikation über
biologische Membranen« (SFB 807) war, befindet sich das Konzept für ein neues
Forschungszentrum bereits in der Entwicklung. Dabei sollen hochdynamische
Prozesse in Bezug auf Proteinnetzwerke und Maschinerien in zellulären Membranen
erforscht werden. Langfristig sollen die Forschungsergebnisse neue
Möglichkeiten für die Therapie von molekularen Krankheiten, Infektionen und
Krebs aufzeigen.
Publikation:
Erich Stefan, Richard Obexer, Susanne Hofmann, Khanh Vu Huu,
Yichao Huang und Nina Morgner, zudem federführend Hiroaki Suga und Robert
Tampé: „De novo macrocyclic peptides dissect energy coupling of a heterodimeric
ABC transporter by multimode allosteric inhibition“ (20-02-2021-RA-eLife-67732)
Stefan,
Hofmann und Tampé forschen am Institut für Biochemie der Goethe-Universität, Vu
Huu und Morgner am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der
Goethe-Universität und Obexer, Huang und Suga am Department of Chemistry,
University of Tokyo.
Bilder zum Download: www.uni-frankfurt.de/101026220
(Grafik:
Robert Tampé, Inst. f. Biochemie, Biozentrum, Goethe-Universität Frankfurt)
Bildtext: Synthetische Therapeutika für die Antibiotikaresistenz in
Bakterien oder die Multidrogenresistenz von Tumorzellen können das
ATP-getriebene Transportmolekül blockieren, das Chemotherapeutika aus
der Zelle befördert
Weitere Informationen
Prof. Dr. Robert Tampé
Institut für Biochemie, Biozentrum
Goethe-Universität Frankfurt
tampe@em.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Hiroaki Suga
Department of Chemistry
Graduate School of Science
The University of Tokyo
hsuga@chem.s.u-tokyo.ac.jp
Redaktion: Pia Barth, Referentin
für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon
069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Goethe-Universität und Ausstellungshaus DIE GALERIE präsentieren bis 24. April 2022 auf dem Campus Westend Freiluftausstellung mit 18 Großskulpturen von Herbert Mehler
FRANKFURT. Corona hat das Kunst-, Kultur- und Ausstellungsleben in
Frankfurt und Deutschland auf ein Minimum reduziert. Ab dem 15. Mai
präsentieren die Goethe-Universität und das Frankfurter Ausstellungshaus DIE
GALERIE als „Gegenmaßnahme“ eine außergewöhnliche Schau von 18
Cortenstahl-Großskulpturen des Bildhauers Herbert Mehler – auf dem weitläufigen
Parkgelände des Campus Westend. Zeit für Freiluft-Kunstgenuss sollte
ausreichend bestehen: Die Skulpturen werden fast ein Jahr lang bis Ende
April 2022 auf dem Campus Westend gezeigt.
„Wir
senden angesichts von Corona damit ein Hoffnungszeichen in die Frankfurter
Stadtgesellschaft“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff. „Dank
hoffentlich jetzt stetig sinkender Corona-Inzidenzen besteht die Chance, dass
diese – unter sieben verschiedenen Leitthemen – gruppierte spektakuläre
Skulpturen-Schau von immer mehr Universitätsangehörigen und Bürgerinnen und
Bürgern der Stadt Frankfurt und des Rhein-Main Gebietes besucht werden kann und
für die Universitätsgemeinschaft eine Inspiration darstellt. Die Ausstellung
sei, so Schleiff, auch ein „Vorbote“ für die geplante Öffnung der
Goethe-Universität im kommenden Wintersemester mit wieder deutlich mehr
Präsenzlehre. „Damit dürften auch wieder mehr Menschen auf dem Campus unterwegs
sein, sollte die gegenwärtige positive Entwicklung mit immer mehr Impfungen
anhalten.“
„Wir
sind glücklich, mit dieser Skulpturenschau unsere langjährige Kooperation mit
der Goethe-Universität fortsetzen zu können“, sagt Galerist Peter Femfert, der
zusammen mit Universitätspräsident Schleiff die Idee für diese Ausstellung
entwickelte. „Herbert Mehler ist ein außergewöhnlicher Künstler, dessen
Arbeiten besonders gut mit dem Campus Westend und den dortigen Gebäuden
harmonieren.“
Eingebettet
in die spektakuläre Kulisse des weitläufigen Parkgeländes rund um das von Hans
Poelzig 1928/29 errichtete IG-Farben-Ensemble, präsentieren die
Ausstellungsmacher unter dem Titel „Herbert Mehler | Wachstum –Körper
–Raum. Dialog mit der Goethe-Universität“ insgesamt
sieben thematisch orientierte Figurengruppen. In den Grundideen finden sich
einerseits Berührungspunkte zu universitären Entwicklungsthemen (Zielsetzung,
Diversität, offenes Denken und Nachhaltigkeit) der kommenden Jahre,
andererseits Denkanstöße für das ästhetische Erleben und Reflektieren sowie ein
bewusster Blick auf das Keimen und Wachstum in der Natur.
Ein
besonders Kennzeichen der Ausstellung ist auch, dass sieben Mitglieder der
Goethe-Universität und befreundeter Einrichtungen wie Senckenberg an den
einzelnen Themenstellungen der Skulpturengruppen mitgewirkt haben und sie mit
ihren Texten auf sehr individuelle Weise begleiten. So ist die Ausstellung zu
einem echten Gemeinschaftswerk geworden und atmet – Stichwort Diversität und
Wissenschaft – den Geist ganz unterschiedlicher Zugänge und Herangehensweisen:
Mit dabei sind der Philosoph Rainer Forst, der Theologe und Buber-Spezialist
Christian Wiese, die Pilzforscherin Meike Piepenbring,
Senckenberg-Generaldirektor Klement Tockner, der Neurowissenschaftler David
Poeppel, aber auch der Student Emil Unkrig sowie die Gleichstellungsbeauftragte
der Goethe-Universität, Anja Wolde. Sie alle gestalten mit ihren Texten den
144-seitigen Katalog und geben mit ihren persönlichen Sichtweisen auf das Werk
von Herbert Mehler der Ausstellung einen einzigartigen universitären Bezug.
„Kunst
und Wissenschaft kommen hier auf ideale Weise zusammen“, erklärt der Künstler
Herbert Mehler. „Die großzügige Parkanlage des Campus Westend gibt den
Plastiken den nötigen Raum zum Atmen und stellt sie in den Kontext, den ich mir
für sie vorstelle, als Mittler zwischen Natur und Kultur.“ Der 1949 in Steinau
bei Fulda geborene Künstler genießt sowohl im deutschsprachigen Raum als auch
international ein hohes Ansehen. Seine hochaufragenden, aus gleichmäßigen
Lamellen erschaffenen Gebilde aus Cortenstahl erwecken mit ihren teils geometrischen,
teils organischen Formen den Anschein gigantischer, pflanzlicher Formationen
unterschiedlicher Art; auch der für Cortenstahl typische, braun-rötliche
Farbton vermittelt einen besonders naturnahen Eindruck. Durch ihre schlanken,
jedoch auch kraftvollen Schäfte erinnern Herbert Mehlers Werke zugleich an
tragende Elemente der Baukunst und schlagen somit eine Brücke zwischen Natur
und Architektur. Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog, welcher
neben zahlreichen In Situ-Fotografien der ausgestellten Werke auch
Informationen zum Künstler und dessen Arbeit enthält, ebenso wie Beiträge des
Präsidenten der Goethe-Universität, Prof. Dr. Enrico Schleiff, und des
Galeristen Peter Femfert sowie interdisziplinäre Texte über die
unterschiedlichen Skulpturengruppen.
Der
Ausstellungskatalog wird am 9. Juni 2021 – anlässlich der Eröffnung des zweiten
Teils der Ausstellung in den Räumlichkeiten von DIE GALERIE – offiziell
vorgestellt. Hier werden bis zum 25. August 2021 weitere Skulpturen des
Künstlers mittleren und kleineren Formats präsentiert.
Link
zum Katalog, dem Faltblatt und zu ausgewählten Fotos unter:
http://www.uni-frankfurt.de/101282932
Fotos: Lars Wiedemann
Weitere
Informationen
Dr. Olaf Kaltenborn
Leiter PR & Kommunikation
Telefon: 069 / 798 - 13035
E-Mail: kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR & Kommunikation, Tel: 069 798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Doppelbachelor-Programm der Goethe-Universität und Université Paris-Dauphine in Deutsch-Französische Hochschule aufgenommen
Gemeinsame deutsch-französische Studiengänge zu initiieren und
finanziell zu fördern - zu diesem Zweck hat die von den Ländern Deutschland und
Frankreich gegründete Deutsch-Französische Hochschule (DFH) Ende der 90er
Jahre ihre Arbeit aufgenommen. Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der
Goethe-Universität hat nun mit der Partneruniversität Université Paris-Dauphine
PSL ein Doppelbachelor-Programm entwickelt, das vom Universitätenverbund der
DFH gefördert wird.
FRANKFURT.
International zu studieren, bedeutet für die meisten Studierenden, ein oder
zwei Semester an einer ausländischen Universität zu verbringen. International
zu studieren, bedeutet für einige wenige zudem, ihr Studium mit einem doppelten
Abschluss zu beenden. Nur die allerwenigsten haben dabei aber die Gelegenheit,
in einem Doppelprogramm auch ein Semester gemeinsam mit Studierenden der
Partneruniversität zu verbringen. Diese Besonderheit zeichnet das neue
Doppelbachelor-Programm am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität
aus: Die Frankfurter Studierenden studieren nicht nur jeweils zwei Semester in
zwei Ländern und beenden ihr Studium mit einem Bachelordiplom beider
Hochschulen; sie absolvieren zudem ein Semester gemeinsam mit den französischen
Austauschstudierenden an der Goethe-Universität.
Mit diesem Konzept hat das neue Doppelprogramm die Hürde für die
Aufnahme in die Deutsch-Französische Hochschule, einen Verbund von 208
Hochschulen, genommen. Das Plus für die Studierenden: Sie können neben ihrer
Erasmus-Förderung eine zusätzliche Förderung von 300 Euro für ihren
Auslandsaufenthalt erhalten. 25 Studienplätze auf deutscher und auf
französischer Seite stehen dafür zur Verfügung.
Die 1992 begonnene Partnerschaft des Fachbereichs
Wirtschaftswissenschaften mit der renommierten Université Paris-Dauphine ist
eine der ältesten und intensivsten Kooperationen des Fachbereichs, der mit 150
ausländischen Hochschulen kooperiert. Im Jahr 2014 führten beide Seiten ein
gemeinsames Doppelbachelor-Programm ein, in dessen Rahmen Studierende und
Lehrende zwischen beiden Hochschulen ausgetauscht werden. Was als
„Versuchsballon“ startete, beschreibt Lars Pilz, Dekansbeauftragter für
Studienangelegenheiten des Fachbereichs, nahm über die Jahre die Form eines
gemeinsamen Curriculums an – auch dank des regelmäßigen Feedbacks der
Studierenden und der „Kreativität“ aller Beteiligten. Es musste nämlich nicht
nur die eine oder andere verwaltungstechnische Hürde überwunden, sondern auch
ein gemeinsames Selbstverständnis des neuen Studiengangs entwickelt werden –
wie etwa ein mindestens einjähriger Auslandsaufenthalt, gute Sprachkenntnisse
und gegenseitig anerkannte Studienabschlüsse. „Anfragen für Doppelprogramme
bekommen wir öfter“, berichtet Pilz. „Vor allem angelsächsische Hochschulen sind
aber nur an einem kurzen Aufenthalt ihrer Studierenden interessiert; eine
Summer University gilt da schon als Auslandsstudium.“
Die gute Kooperation mit der Université Paris-Dauphine hat
inzwischen zu einem weiteren Doppelprogramm geführt: Seit 2019 gibt es das
gemeinsame Doppelmaster-Programm im Bereich Finanzen. Nun können Studierende
des Bachelorprogramms in Wirtschaftswissenschaften auf Bachelor- wie auch auf
Masterebene einen Abschluss an beiden Partnerinstitutionen erwerben.
Weitere Informationen
Lars
O. Pilz
Dekansbeauftragter
für Studienangelegenheiten
lpilz@wiwi.uni-frankfurt.de
https://www.wiwi.uni-frankfurt.de/international/studieren-im-ausland/austauschprogramme/doppelbachelor-paris.html
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Remdesivir-Metabolit GS-441524 bindet an Protein nsP3 von SARS-CoV-2 – Potenzial für Wirkstoffentwicklung gegen zahlreiche weitere Viren
Bei der
Infektion einer Zelle sorgt SARS-CoV-2 nicht nur dafür, dass die Wirtszelle
neue Viruspartikel herstellt. Das Virus unterdrückt auch Abwehrmechanismen der Wirtszelle.
Dabei spielt das Virenprotein nsP3 eine zentrale Rolle. Durch Strukturanalysen
haben Forscher:innen der Goethe-Universität jetzt in Kooperation mit dem
schweizerischen Paul-Scherrer-Institut herausgefunden, dass ein Abbauprodukt
des Virostatikums Remdesivir an nsP3 bindet. Dies deutet auf einen weiteren,
bislang unbekannten Wirkmechanismus von Remdesivir hin, der wichtig für die
Entwicklung neuer Medikamente gegen SARS-CoV-2 und andere RNA-Viren sein
könnte.
FRANKFURT. Das Virostatikum Remdesivir wurde zur
Störung eines wichtigen Schritts in der Vermehrung von RNA-Viren entwickelt, zu
denen auch SARS-CoV-2 gehört: die Vervielfältigung des viruseigenen Erbguts. Es
liegt als RNA-Matrize vor, mit der die Wirtszelle direkt Virenproteinen
herstellt. Um die Produktion der eigenen Proteine jedoch zu beschleunigen,
sorgen RNA-Viren für die Vervielfältigung der RNA-Matrize. Dazu nutzen sie ein bestimmtes,
eigenes Protein (eine RNA-Polymerase), die von Remdesivir blockiert wird. Genau
genommen erledigt das nicht Remdesivir selber, sondern eine Substanz, die in
fünf Schritten aus Remdesivir gebildet wird, wenn Remdesivir in eine Zelle
eindringt.
Im zweiten dieser fünf Schritte
entsteht aus Remdesivir ein Zwischenprodukt, eine Substanz mit dem etwas
sperrigen Namen GS-441524 (wissenschaftlich: ein Remdesivir-Metabolit). Auch
GS-441524 ist virostatisch aktiv. Wie jetzt die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler um Prof. Stefan Knapp vom Institut für Pharmazeutische Chemie der
Goethe-Universität Frankfurt herausfanden, zielt GS-441524 dabei auf ein
Virusprotein von SARS-CoV-2 namens nsP3. nsP3 ist ein Multifunktionsprotein, es
hat unter anderem die Aufgabe, die Abwehrreaktion der Wirtszelle zu unterdrücken.
Die nämlich ist eigentlich einer Virenattacke nicht wehrlos ausgeliefert,
sondern setzt zum Beispiel Entzündungsmechanismen in Gang, um Zellen des
körpereigenen Immunsystems zur Hilfe zu rufen. Mithilfe von nsP3 unterdrücken die
Viren quasi die Hilferufe der Zelle.
Prof. Stefan Knapp erläutert: „GS-441524 hemmt die Aktivität einer nsP3-Domäne, die für die Vervielfältigung von Viren wichtig ist, und die mit dem menschlichen zellulären Abwehrsystem kommuniziert. Unsere Strukturanalysen zeigen, wie diese Hemmung funktioniert, und wir legen damit eine wichtige Grundlage zur Entwicklung neuer und potenterer antiviraler Medikamente nicht nur gegen SARS-CoV-2. Denn die Zielstruktur von GS-441524 ist bei vielen anderen Coronaviren wie zum Beispiel SARS-CoV und MERS-CoV und auch bei einer Reihe von Alphaviren wie zum Beispiel dem Chikungunya-Virus sehr ähnlich. Daher könnte die Entwicklung entsprechender Medikamente auch helfen, auf künftige Virus-Pandemien vorbereitet zu sein.“
Publikation:
Xiaomin Ni, Martin Schröder, Vincent
Olieric, May E. Sharpe, Victor Hernandez-Olmos, Ewgenij Proschak, Daniel Merk,
Stefan Knapp, Apirat Chaikuad: Structural
Insights into Plasticity and Discovery of Remdesivir Metabolite GS-441524
Binding in SARS-CoV‑2 Macrodomain. ACS Med. Chem. Lett. 2021, 12, 603−609 https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acsmedchemlett.0c00684
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation,Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
DFG-Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ an der Goethe-Universität kann seine Arbeit fortsetzen
Was passiert, wenn der Film das Kino verlässt und überall
verfügbar wird, auf mobilen Geräten unterwegs oder zuhause im Wohnzimmer? Das
Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ an der Goethe-Universität
erforscht seit 2017 den aktuellen Wandel von Film und Kinokultur. Nun hat die
Deutsche Forschungsgemeinschaft grünes Licht gegeben für die Fortsetzung des
Projekts.
FRANKFURT. „Wir
sind froh, dass die DFG uns weiterhin ihr Vertrauen schenkt und wir die
produktive Arbeit im Kolleg fortsetzen können“, so Vinzenz Hediger, Professor
für Filmwissenschaft und Sprecher des Kollegs. Unter Beteiligung der Fächer
Philosophie, Literaturwissenschaft und Theaterwissenschaft befasst sich das
Kolleg in Einzelstudien mit einem Grundlagenproblem der Filmwissenschaft: der
Transformation ihrer Gegenstände durch die fortschreitende Digitalisierung von
Produktion, Distribution und Wahrnehmung von Bewegtbildern. „Das Medium
Bewegtbild, das schon 1905 für den globalen Vertrieb in einem internationalen
Abkommen standardisiert wurde, war immer schon auch ein Medium in Bewegung“, so
Hediger. „Mit der Digitalisierung steht nun aber das Kino selbst als privilegierter
Ort des Films in Frage, mit weitreichenden Konsequenzen für die Ästhetik, aber
auch für die gesellschaftliche Wirkung und Bedeutung von Filmen und anderen
Bewegtbildformaten.“
Das Graduiertenkolleg am Institut für Theater-, Film- und
Medienwissenschaft ist 2017 mit zwölf Doktorandinnen und Doktoranden sowie zwei
Post-Docs gestartet. Aktuell ist bereits die zweite Gruppe mit weiteren zwölf
jungen Forscherinnen und Forschern aktiv, sie kommen aus Deutschland, Indien
und Nigeria. In enger Zusammenarbeit mit den beiden Postdocs des Kollegs
befassen sie sich mit so unterschiedlichen Themen wie der gegenseitigen
Durchdringung von Film und Video- und Computerspielen, dem Nachleben des Werks
und Rufs von Rainer Werner Fassbinder, der Rolle von Textilien in
nigerianischen Historienfilmen oder der digitalen Wiederentdeckung des
populären bengalischen Kinos der 1950er und 1960er Jahre.
Das Graduiertenkolleg wird in Kooperation mit den Universitäten
Mainz und Marburg sowie der Hochschule für Gestaltung in Offenbach
durchgeführt. Das Kolleg baut auf drei Masterstudiengänge an der
Goethe-Universität sowie Kooperationen unter den antragstellenden Forscherinnen
und Forschern auf. Es nutzt die Potentiale des Standorts Frankfurt, wo die
Universitätsbibliothek und die Deutsche Nationalbibliothek über
Literaturbestände von europäischem Rang verfügen und mit dem Deutschen
Filminstitut, der Murnau-Stiftung sowie dem Max-Planck-Institut für empirische
Ästhetik bedeutende außeruniversitäre Partner bereitstehen. Internationale
Ausstrahlung entwickelt das Kolleg durch seine Kooperation mit der Yale
University und der Concordia University.
In der Fachwelt hat das Kolleg im Herbst 2020 für Aufmerksamkeit
erregt mit der Publikation „Pandemic Media. Preliminary Notes towards an
Inventory“, in der 37 Autorinnen und Autoren aus dem Kolleg und seinem
internationalen Netzwerk über die globale Medienkultur unter
Pandemiebedingungen reflektieren. Das Buch steht im open access beim
Wissenschaftsverlag meson press zur Verfügung (https://meson.press/books/pandemic-media/).
Weitere Informationen
Prof. Dr. Vinzenz
Hediger
Graduiertenkolleg
„Konfigurationen des Films
Institut
für Theater-, Film und Medienwissenschaft
hediger@tfm.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter,
Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de